Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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Die Geschicke der Völker, also auch unseres Volkes, harren folgenschwerer 
Entscheidung. In ganz Mitteleuropa lodert die Kriegsfackel, angefacht durch 
die russische Regierung, unter deren Grausamkeiten unser Volk in religiöser 
und nationaler Beziehung über hundert Jahre hindurch schmerzlich ge- 
litten hat. Ist es Euch doch, geliebte Diözesanen, nicht unbekannt, wie 
viele Millionen der mit uns verbrüderten Uniten mit Gewalt von der 
Gemeinschaft unserer hl. Kirche losgerissen und in barbarischer Unmensch- 
lichkeit der russischen Orthodoxie zugeführt wurden, wie viel Tausende von 
Söhnen unserer heimatlichen Erde ihrer von den Bätern ererbten Habe 
beraubt und nach Sibirien vertrieben wurden, wo sie zum Teil der grau- 
sigen Kälte zum Opfer fielen. Ihr wisset es auch sehr gut, unter welchem 
Druck noch bis jetzt die katholische Kirche im Bereiche von Kongreßpolen 
und Litthauen seufzet! 
Diese unserer Nation und unserer Kirche feindlich gesinnte Regierung 
hat in hinterlistiger Weise die größere Hälfte von Europa in einen feu- 
rigen Kriegsherd verwandelt und Unseren Allergnädigsten Landesherrn, 
den Verbündeten des greisen Kaisers von Oesterreich, gezwungen, mit 
Waffengewalt die gerechte Sache und Sein Land zu verteidigen. 
Ohne Zweifel ist jeder Krieg ein großes Unglück, aber manchmal 
unvermeidbar, denn in den gegenseitigen Beziehungen der Staaten treten 
ab und zu wichtige Lebensfragen auf, die nur durch die Schärfe des 
Schwertes entschieden werden können. Eine solche Stunde hat jetzt für 
ms geschlagen! « 
Jeder Krieg ist ein Unglück, denn er entfesselt Ströme von Blut und 
Tränen, er fordert große Opfer an Leben und Gut; und vielleicht hat noch 
kein Krieg früherer Jahrhunderte solch schwere Opfer verlangt wie der, 
welcher sich gegenwärtig zwischen den mächtigsten Reichen abspielt. Auch 
Ihr, Geliebte, seid nun als Untertanen des Deutschen Kaisers und Königs 
von Preußen berufen, an diesen Opfern teilzunehmen. Eure zu den Fahnen 
einberufenen Ehemänner, Brüder und Söhne haben schon angefangen zu 
lämpfen und werden weiter fechten gegen die verbündeten Feinde Deutsch- 
lunds und Oesterreichs, besonders aber gegen die Feinde jenseits unserer 
nahen Ostgrenze, gegen Rußland. In diesem Kampfe wird so mancher von 
ihnen sein Leben hinopfern, aber möge Euch für alle Opfer, groß und klein, 
das Bewußtsein trösten, daß Ihr sie darbringt für eine gerechte Sache. 
Ich weiß wohl, daß infolge der Ausnahmegesetze, deren Wirkungen 
wir seit einer längeren Reihe von Jahren schmerzlich empfinden, das Ver- 
trauen der polnischen Bevölkerung zur staatlichen Regierung sich vermindert 
hat, aber ich weiß auch, daß unter uns nicht das Gefühl der Pflicht gegen 
die von Gott uns gegebene Obrigkeit geschwunden ist, daß wir vielmehr 
immer eingedenk bleiben der Mahnung des hl. Apostels Paulus: „Jegliche 
Seele sei den vorgesetzten Gewalten untergeben; denn es gibt keine Ge- 
walt außer von Gott; die es aber find, sie sind von Gott gesetzt.“ 
(Köm. XIII., 1.) « 
Erfüllet also, als würdige Söhne einer ritterlichen Nation, mutig 
Eure Pflicht im Kampfe; Ihr anderen aber, die Ihr am häuslichen Herde 
verbleibet, verhaltet Euch ruhig und vertrauet auf Gott, schenket ins- 
besondere kein Gehör verdächtigen Agenten und Friedensstörern. 
Vertraut, daß, wenn Ihr in dieser großen, überaus bedeutungsvollen 
zeit treu und mutig zu Eurem Monarchen haltet und durch Eure loyale 
altung zum Siege Seines tapferen Heeres beitraget, Euer Landesherr
	        
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