Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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Rußland als Verächter jeglichen Völkerrechts. 
W.T. B. Wien, 14. August. Durch die amerikanische Botschaft wurde 
dem Ministerium des Auswärtigen folgende Tatsache zur Kenntnis ge- 
bracht: Am 13. August wurde der österreichisch-ungarische Vizekonful 
Hoffinger, der von dem österreichisch-ungarischen Botschafter zum Schutze 
des diplomatischen Archivs in Petersburg zurückgelassen worden war, und- 
für dessen Sicherheit das russische Auswärtige Amt ausdrücklich garantiert 
hatte, als Kriegsgefangener verhaftet. Der Protest, den die amerikanische 
Botschaft, die bekanntlich in Rußland den Schutz der österreichisch-ungari- 
schen Interessen für die Dauer des Krieges übernommen hat, gegen diesen 
eklatanten Bruch des Völkerrechts einlegte, blieb ohne Erfolg. Die öster- 
reichisch-ungarische Regierung sah sich veranlaßt, diesem russischen Gewalt- 
akt, dem übrigens bereits die willkürliche Verhaftung des Botschafts- 
kanzleibeamten Loster vorangegangen war, mit der völkerrechtlichen Waffe 
der Repressalie zu bekämpfen, und hat daher noch heute die Gefangen- 
nahme des russischen Kanzleibeamten Stolkowsky, dem die diplomatischen 
Archive der hiesigen Botschaft anvertraut waren, des russischen Botschafts- 
geistlichen Jakubowsky und des gegenwärtig in Bukarest sich aufhaltenden. 
früheren russischen Konsuls in Serajewo von Igelstroem verfügt. 
Die unselige Jagd auf Kraftwagen. 
W.T.B. Berlin, 14. August. Die unselige Jagd auf Kraftwagen 
hat bei uns schon wieder ein Opfer gefordert, nachdem vor kurzem erst eine 
österreichische Gräfin im Dienst des Roten Kreuzes von einem Wachposten 
getötet worden war. Ein Rittmeister der Reserre und sein Wagenführer 
wurden in der Gegend von Neudamm in der Neumark, also mitten im 
Lande, von einem auf Posten stehenden Förster erschossen, der auf russische 
Automobile fahndete. Der Generalstab hat wiederholt und immer wieder 
auf das nachdrücklichste gefordert, daß endlich mit dieser unseligen Jagd 
auf Kraftwagen ein Ende gemacht werde, die schon mehreren braven 
Deutschen das Leben gekostet hat. Es ist heller Wahnsinn, in unserm 
Lande feindliche Automobile zu suchen. Weder feindliche Offiziere noch 
mit Gold beladene Wagen fahren in Deutschland herum. Möchte doch 
unser Volk endlich aufhören, seine eigenen Landeskinder in grausigster 
Weise hinzumorden, und endlich einmal der warnenden Stimme unserer 
Heeresleitung Gehör schenken. Unser Vaterland braucht jeden einzelnen 
Mann in dieser ernsten Stunde. 
Ankunft des neuen österreichisch-ungarischen Botschafters in Nom. 
W.T.B. Rom, 14. August. Der österreichisch-ungarische Botschafter 
Freiherr von Machhio ist heute nachmittag hier angekommen. 
Der Kaiser an die italienische Handelskammer. 
W.T.B. Berlin, 14. August. Auf das Huldigungstelegramm der 
hiesigen italienischen Handelskammer an den Kaiser hat heute der 
Handelsminister Sydow folgendes geantwortet: " 
„Ihr Telegramm vom 7. d. M. ist an Allerhöchster Stelle vorgelegt 
worden. Seine Majestät der Kaiser und König haben Allerhöchst Sich 
über die Sympathiekundgebungen gefreut und mich zu ermächtigen geruht, 
der italienischen Handelskammer für Deutschland Allerhöchst Ihren Dank 
auszusprechen. gez.: Sydow.
	        
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