Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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verweisen darauf, daß diese Maßnahme in geradem Gegensatz zu der von 
Oesterreich-Ungarn und Deutschland abgegebenen und auch eingehaltenen 
Erklärung hinsichtlich der vollen Sicherheit fremder Staatsangehöriger 
stehe und bedauern, daß Oesterreich-Ungarn infolge des Vorgehens der 
russischen Regierung Rerresehtegen ergreifen mußte. 
Der gestern in Haft gesetzte Hilfsgeistliche an der russischen Botschafts- 
kapelle, Jakubowsky, hat schon seit längerer Zeit die Aufmerksamkeit der 
österreichischen Staatspolizei auf sich gezogen. Sein Name wurde in ver- 
schiedenen gegen russische Organe und Staatsangehörige durchgeführten 
Spionageprozessen genannt, nur seiner völkerrechtlichen Immunität hatte 
er es zu danken, daß er bigher nicht gerichtlich verfolgt wurde. 
Man kann die Entrüstung der Oesterreicher vollkommen nachfühlen. 
Hoffentlich geht auch unsere Regierung jetzt recht energisch gegen die noch 
in unseren Händen befindlichen Russen vor, um so mehr, als der „Friedens- 
zar“ eben erst wieder seine wahre Gesinnung in dem Ukas bezeugt hat, der 
die „Berschickung“ unserer in Rußland befindlichen Mitbürger anordnet. 
Was „,Verschickung"“ in Rußland bedeutet, weiß man jal 
Holländische Entrüstung über den ruffischen Völkerrechtsbruch. 
W.T. B. Amsterdam, 15. August. 
In einem längeren Artikel verurteilt das hiesige „Handelsblad“ scharf 
die flagrante Verletzung des Völkerrechts der russischen Regierung durch 
die Verhaftung des östereichisch-ungarischen Vizekonsuls Hoffinger in 
Petersburg, der dort zurückgelassen worden war, um die diplomatischen 
Archive zu schützen, und dessen Sicherheit das russische Auswärtige Amt 
ausdrücklich zugesagt hatte. Das Blatt sagt: 
„Die Maßnahme ist vielleicht russisch, steht aber vollkommen im 
Widerspruch zu dem Begriff des Kriegsrechtes. Es war der russischen 
Regierung beschieden, ein Beispiel zu geben einer bisher beispiellosen 
Verletzung des Versprechens einer Regierung für die Sicherheit und 
Freiheit eines Diplomaten.“ 
Der schweifwedelnde Moskowiter. 
W.T.B. Petersburg, 15. August. (Meldung der Petersburger 
Telegraphen-Agentur.) Der Generalissimus der Armee hat zur Kenntnis 
des gesamten aktiven Heeres und der gesamten Bevölkerung des Reiches 
gebracht, daß Rußland Krieg führe infolge der Herausforderung (1) des 
gemeinsamen Feindes aller Slawen. Die Polen Rußlands und die- 
jenigen Deutschlands und Oesterreich-Ungarns, die ihre Ergebenheit 
gegenüber der slawischen Sache bezeugen würden, sollten sich hinsichtlich 
der Sicherheit ihrer Person und ihres Eigentums der besonderen Förderung 
seitens der Armee und der Regierung Rußlands erfreuen. Jeder Angriff 
auf Person und Besitztum von Polen, die nicht feindlicher Handlungen 
gegen Rußland überführt wären, solle mit der ganzen Strenge der 
Kriegsgesetze geahndet werden. 
Franktireurbanden auch in Rußland! 
Das amtliche W.T.B. meldet: 
Dem in allen deutschen Gauen mit tiefster Empörung vernommenen 
völkerrechtswidrigen Verhalten der belgischen Bevölkerung gegen die 
deutschen Truppen scheint sich neuerdings die Haltung der Russen in den 
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