Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

Der Weltkrieg. 
Ermordung des Thronfolgers von Oesterreich-Ungarn. 
Serajewo, 28. Juni. Der zu den Manövern in Bosnien weilende 
Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdinand und seine Gemahlin, die Her- 
zogin von Hohenberg find heute vormittag bei der Abfahrt vom Rathause 
von einem älteren Gymnasiasten, Prinkip, aus Grahovo, durch mehrere 
Schüsse aus einer Browning-Pistole ermordet worden. Das erste von 
einem Manne Namens abrinowicz aus Tschinze bei der Fahrt des 
Erzherzogspaares zum Rathause durch eine Bombe verursachte Attentat 
war mißglückt. Es handelte sich zweifelsohne um Anschläge politischer 
Natur, die ihren Ursprung aus der in Bosnien betriebenen großserbischen 
Propaganda genommen haben. — Das Verbrechen ruft in ganz Europa 
die größte Erregung hervor. 
Der französische Präsident Poincaré in St. Petersburg. 
19. Juli. Präsident Poincaré trifft in Begleitung des französischen 
Ministers des Auswärtigen Viviani über Kronstadt in St. Petersburg 
ein. Feierlicher Empfang mit den üblichen „Friedens“-Trinksprüchen, 
während in der russischen Hauptstadt ein großer Arbeiterstreik durch 
Kosaken und Polizei gedämpft werden muß. Infolge des österreichischen 
Ultimatums an Serbien fährt der französische Präsident am 24. Juli zu 
Schiff nach Frankreich zurück. Der ursprünglich beabsichtigte Besuch der 
nordischen Höfe (Schweden, Norwegen, Dänemark) wird abgesagt. 
Englands Flotte. 
22. Juli. 493 englische Kriegsschiffe sind durch Einberufung von 
16 000 Mann Marine-Reservisten auf den vollen Mannschaftsbestand 
gebracht. In Spithead werden 216 dort gesammelte Kriegsschiffe vom 
König von England besichtigt. 
Ultimatum Oesterreich-Ungarns an Serbien. 
Nach sorgfältig geführter Untersuchung gegen die in das Attentat 
von Serajewo verwickelten Personen und nach deren umfassendem Ge- 
ständnis überreichte der österreichisch-ungarische Gesandte in Belgrad am 
2 Juli 1914, nachmittags 6 Uhr, der serbischen Regierung das nach- 
solgende 
Ultimatum: 
Am 31. März 1909 hat der königlich serbische Gesandte am Wiener 
Hofe im Auftrage seiner Regierung der kaiserlichen und königlichen Re- 
gierung folgende Erklärung abgegeben:
	        
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