Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

— 149 — 
Deutschfeindliche Auslandslügen. 
Der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ entnehmen wir: 
„Seit Ausbruch des Krieges hat unsere Presse Tag für Tag Unwahr- 
haftigkeiten festgenagelt, die, von feineren Tricks bis zum faustdicken 
Schwindel, im Auslande gegen uns verbreitet werden. Wir geben nach- 
stehend noch eine Blütenlese: 
Pariser „New Nork Herald“: Dem amerikanischen Botschafter in 
Berlin wurde die Berichterstattung an seine Regierung über Unruhen 
in Berlin verboten. 
Londoner „Times“: Diese Untersagung des diplomatischen Verkehrs 
mit Washington beweist ein vom normalen Zustand weit entferntes Be- 
nehmen Deutschlands gegen amerikanische Bürger und Botschafter. 
Reutermeldung aus Brüssel: In Berlin ernstliche sozialdemokratische 
Unruhen, Brüsseler Meldungen an holländische Blätter: Die deutschen 
Truppen benutzen elsässische Erauen und Kinder als Avantgarde. 
Londoner Preßmeldungen vom 14. August: Bei Belfort eine Million 
Franzosen, wovon Teile die schweizerische Grenze überschritten und Basel 
besetzteen. Ruffische Mobilmachung vor dem Abschluß. Am 16. August 
werden zwei Millionen Russen gegen Deutschland und Oesterreich- 
Ungarn bereit sein. In Bessarabien wurden sechs österreichische Kaval- 
lerie-Regimenter vernichtet. Ueber 600 000 Russen an russisch-türkischer 
Kaukasusgrenze. 
Am englischen Konsulat in Konstantinopel amtlich ausgehängt am 
15. August: Große Seeschlacht in der Nordsee stattgefunden, wobei 22 
deutsche und 4 englische Schiffe gesunken, General French landete Belgien 
und rnichtete gemeinsam mit belgischer Armee deutsches Eliteregiment. 
w. 
Es ist Vorkehrung getroffen, daß alle mit Berlin in Verbindun 
gebliebenen Stellen des auswärtigen Dienstes über solche Lügen tägli 
ericht erstatten und daß ihnen für die Gegenwehr geeignete Weisungen 
fortlaufend zugehen.“ 
Diese Liste enthält nur einen verhältnismäßig kleinen Teil der 
Falschmeldungen, mit denen das feindliche Ausland — gesiegt hat.-Diese 
Siege über die Wahrheit können wir unseren Gegnern um so neidloser 
gönnen, als der Rückschlag nur um so größer sein wird, wenn die rauhe 
Wirklichkeit, die sich doch auf die Dauer nicht verheimlichen läßt, allent- 
halben bekannt geworden sein wird! 
Im übrigen möchten wir diese Liste noch in zwei Punkten ergänzen. 
Die belgische Regierung hat noch am Abend des 10. August folgendes 
Telegramm über Lüttich verbreitet: 
„Nach fünftägigen Kämpfen hat die deutsche Armee für den Augen- 
blick ihre Angriffe auf Lüttich abgebrochen. Alle Forts waren heute um 
11 Uhr vormittags in den Händen der Belhgier, aber die Stellungen sind 
umringt. Die Stadt selbst besetzt, weil die Deutschen sich durch die zwischen 
den Forts liegenden Zwischenräume durchdrängen konnten. Die Mobil- 
garden haben sich in guter Ordnung mit unserer Feldarmee vereinigt, 
und der Zusammenschluß zwischen den belgischen und französischen Trup- 
pen ist ein vollständiger. Die Engländer landen in Frankreich in der 
nähe belgischen Küste. Die Hoffnungen unseres Generalstabes sind 
ie besten.“ 
10
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.