Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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Dabei befinden sich an jenem Tage fast alle Forts in den Händen 
der Deutschen; und wenn das eine oder andere Forts noch nicht genommen 
war, so hatte das nur seinen Grund darin, daß die schwere Belagerungs- 
artillerie noch nicht zur Stelle war. Tatsächlich aber war auch die Lage 
dieser Forts pöllig unhaltbar; und die Deutschen konnten in aller Ruhe 
das Eintreffen des Belagerungsgeschützes abwarten. Der Wert der amt- 
lichen belgischen Meldung ergibt sich daraus von selber. 
Einen Rekord im Lügen aber kann wohl die nachfolgende Meldung 
der „Times“ aus Petersburg für sich in Anspruch nehmen: 
„Der Angriff auf die deutsche Botschaft hat sonderbare Folgen ge- 
habt. Ich vernahm von zuverlässigen Zeugen, daß große Vorräte von 
Gewehren, Revolvern und aufrührerischen Proklamationen von den An- 
greifenden entdeckt wurden. Es hat den Anschein, als ob die deutsche 
Botschaft ein geheimer Mittelpunkt von revolutionärer Propaganda war.“ 
Es ist schon so: Sie lispeln englisch, wenn sie lügen. 
Die portugiesische Neutralität. 
W.T. B. Berlin, 17. August. Die hiesige portugiesische Gesandt- 
schaft teilt uns mit, daß keine Nachricht bei ihr eingegangen, welche zur 
Annahme berechtigt, daß das Gerücht von einer Beteiligung Portugals 
am gegenwärtigen Konflikte der Wirklichkeit entspräche. Sie hält es 
für der Wahrscheinlichkeit entbehrend. 
Die Gesandtschaft glaubt auch versichern zu dürfen, daß in hiesigen 
offiziellen Kreisen nichts vorliegt, was zu dem Gerücht Anlaß gäbe.“ 
Es will uns scheinen, als ob über die Frage portugiesischer Neutra- 
lität oder Nichtneutralität schon mehr geredet worden sei, als diese Frage 
wert ist. Ob Portugal, der Verbündete Großbritanniens und erklärte 
Vasall, dessen Kriegshäfen die britische Flotte immer benutzen darf, sich 
neutral hält oder nicht, kann dem Deutschen Reiche höchst gleichgültig sein. 
Von etwas größerer Bedeutung ist vielleicht die erneute Versicherung 
der spanischen Regierung, daß Spanien strikte Neutralität zu beobachten 
entschlossen sei. Vorm Krieg wurde bekanntlich davon gesprochen und 
spanische Minister deuteten es unumwunden an, daß Spanien sich durch 
ein Abkommen Frankreich gegenüber verpflichtet habe, französische 
Truppentransporte, die aus Afrika nach Norden gehen sollten, auf spa- 
nischen Eisenbahnen bis zur spanisch-französischen Grenze zu befördern. 
Ein solches Verfahren würde selbstverständlich einen feindlichen Akt 
gegenüber Deutschland bedeuten und der Neutralität ins Gesicht schlagen. 
Die Mitteilung des spanischen Gesandten zu Berlin, daß Spanien strikte 
Neutralität befolgen werde, ist also auch insofern von Interesse. 
Verlust eines deutschen Unterseeboots. 
W.T. B. Berlin, 18. August. Von einer Fahrt mehrerer Unter- 
seeboote nach der englischen Küste ist das Boot „U. 15“ bisher nicht 
zurückgekehrt. Englischen Zeitungsnachrichten zufolge soll „U. 15“ im 
Kampfe mit englischen Streitkräften vernichtet worden sein. Ob und 
welche Verluste diese hierbei erlitten haben, ist nicht zu ersehen. 
Mlawa besetzt. 
W.T.B. Berlin, 18. August. Mlawa ist von deutschen Truppen 
besetzt.
	        
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