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anders kann man ein solches Vorgehen nicht bezeichnen — nur mit der
für alle Europäer und nicht in letzter Linie für die Engländer bestehen-
Tuschefahr, nämlich der Erhebung der Eingeborenen gegen die weiße
asse.
Das Schiff „Hermann Wißmann“ ist ein alter, kleiner Schrauben-
dampfer mit 18 Tonnen Tragfähigkeit, der Anschaffungswert hat unge-
fähr 35 000 Mark betragen. Der Dampfer ist gegen Ende des vorigen
Jahrhunderts von dem damaligen Reichskommissar von Wißmann in
zerlegtem Zustande über Land nach dem See transportiert worden. Ka-
nanen hat er nicht an Bord, wie er denn überhaupt nicht für Kriegs-
zwecke eingerichtet ist. An europäischer Besatzung hatte das kleine Schiff
einen Steuermann und einen Maschinisten, sonst bestand die Besatzung
aus wenigen schwarzen Matrosen. Im deutschen Schutzgebiet ist mit der
Wegnahme des Dampfers weder ein Handelsweg noch ein Verbindungs-
weg militärischer Stützpunkte oder Verwaltungsstellen gestört. Der alte
Handels= und Reiseweg auf dem Zambesi= und Schirefluß über den Nyassa
zu den Hinterländern ist schon seit Jahren, besonders nach Fertigstellung
der Tanganyikabahn, verödet. So hatte denn auch in den letzten Jahren
der Dampfer keine nennenswerten Frachten zur Beförderung gehabt, er
diente vielmehr nur noch zu Dienstfahrten der wenigen Beamten, die
in den Gebieten um den See stationiert sind. Seine Außerdienststellung
ist daher schon mehrfach erwogen worden, um so mehr, als sein Betrieb
für das, was das alte Schiff leisten konnte, zu teuer war.
Vom Kriegsschauplatz gegen Serbien.
W.T. B. Wien, 18. August. Die ungarischen Blätter erfahren Ein-
elheiten über die Einnahme von Schabatz, aus denen hervorgeht, daß
serbicche Frauen und Kinder aus alten Karabinern schossen und Bomben
warfen, ohne jedoch viel Unheil anzurichten. Serbische Soldaten schossen
auf Abteilungen vom Roten Kreuz und auf Aerzte. Scharenweise
schwammen serbische Soldaten in vollständiger Ausrüstung über die Save,
die Donau und die Drina zu den Osterreichern herüber, so daß in kurzer
Zeit fünfhundert serbische Deserteure eingefangen wurden. Die Soldaten
heben hervor, wie glänzend die österreichischen Geschütze sich bewährten
und mit welch eiserner Disziplin die Oesterreicher auch mit der Munition
umgingen.
„Die Beschlagnahme der türkischen Kriegsschiffe.
W.T. B. Konstantinopel, 18. August. Noch einer Blätter-
meldung haben drei Mitglieder der englisch-ottomanischen Vereinigung
dem britischen Geschäftsträger Marling einen Besuch abgestattet und
darauf hingewiesen, daß die Beschlagnahme der Großkampfschiffe „Sul-
tan Osman“ und „Reschadieh“ in der muselmanischen öffentlichen Mei-
nung einen sehr schlechten Eindruck gemacht habe. Der Geschäftsträger
erwiderte, es sei ihm unmöglich, in dieser Angelegenheit etwas zu unter-
nehmen. England habe sich diese beiden Schiffe modernsten Typs nicht
entgehen lassen können.
Des Kaisers Abschiedsworte an seine Garde.
Bevor das Leibregiment der Hohenzollern, das Erste Garderegiment
zu Fuß, seine Garnison Potsdam verließ, hat sich, wie die „Hamb. Nachr.“