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melden, der Kaiser als Chef des Regiments von seinen Grenadieren mit
einer Ansprache verabschiedet, die folgenden Wortlaut hatte:
„Die früheren Generationen und auch alle, die heute hier stehen,
haben die Soldaten des Ersten Garderegiments und Meiner Garde
an diesem Orte schon öfter versammelt gesehen. Sonst war es der
Fahneneid, das Gelübde, das wir vor dem Herrn schwuren, das uns
Hier vereinte. Heute sind alle hier erschienen, den Segen für die Waffen
zu erbitten, da es jetzt darauf ankommt, den Fahneneid zu beweisen
bis zum letzten Blutstropfen. Das Schwert soll entscheiden, das Ich
jahrzehntelang in der Scheide gelassen habe. Ich erwarte von Meinem
Ersten Garderegiment zu Fuß und Meiner Garde, daß sie ihrer glor-
reichen Geschichte ein neues Ruhmesblatt hinzufügen werden. Die
heutige Feier findet uns im Vertrauen auf den höchsten Gott und in
Erinnerung an die glorreichen Tage von Leuthen, Chlum und St. Privat.
Unser alter Ruhm ist ein Appell an das deutsche Volk und sein
Schwert. Und das ganze deutsche Volk bis auf den letzten Mann hat
das Schwert ergriffen. Und so ziehe Ich denn das Schwert, das Ich
mit Gottes Hilfe Jahrzehnte in der Scheide gelassen habe. (Bei diesen
Worten zog der Kaiser das Schwert aus der Scheide und hielt es hoch
über seinem Haupte.) Das Schwert ist gezogen, das Ich, ohne siegreich
zu sein, ohne Ehre nicht wieder einstecken kann. Und ihr alle sollt und
werdet Mir dafür sorgen, daß es erst in Ehren wieder eingesteckt werden
wird. Dafür bürgt ihr Mir, daß Ich den Frieden Meinen Feinden
diktieren kann. Auf in den Kampf mit den Gegnern und nieder mit
den Feinden Brandenburgs! Drei Hurras auf unser Heer!"
Der Regimentskommandeur erwiderte darauf:
„Eurer Moajestät danke ich ganz untertänigst im Namen von fast
siebentausend Grenadieren und Füsilieren für den überaus gnädigen
Abschiedsgruß, den Eure Mazjestät uns zugerufen haben. Wir geloben
hier auf dieser von der Tradition geheiligten Stätte, wo Jahrhunderte
preußischen Ruhms auf uns herabsehen, den Grenadieren des großen
Königs es gleich zu tun, die furchtlos einer Welt von Feinden ent-
gegensehen, nur ihrem König und ihrer gerechten Sache vertrauend.
So vertraut ein jeder von uns Eurer Majestät. Unser unbezwingbarer
Wille zum Siege soll gleich sein dem, der die Stürmer von Chlum und
St. Privat beseelt hat. Und jeder von uns, der in den beiden Regi-
mentern in Reih und GElied steht, weiß, daß es nur eins gibt für uns:
zu siegen oder zu sterben. Dies geloben wir, indem wir in den alt-
preußischen Schlachtruf einstimmen, mit dem wir heute unser Leben
aufs neue bis zum letzten Blutstropfen Eurer Mojestät weihen: Seine
Majestät der Kaiser und König, unser geliebter Kriegsherr und Regi-
mentschef, hurra!“
Deutsche Erfolge im Westen.
W.T.B. Berlin, 19. August. Bayerische und badische Truppen
schlugen die bis Weiler, 15 Kilometer nordwestlich Schlettstadt vorgedrun-
gene französische 55. Infanteriebrigade, brachten ihr große Verluste bei und
warfen sie über die Vogesen zurück.
W.T. B. Berlin, 19. August. Die französische 5. Kavallerie-
division wurde unter schweren Verlusten bei Perwez, nördlich Namur von
unserer Kavallerie zurückgeworfen.