Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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Das Ultimatum Japans. 
W.T. B. Berlin, 19. August. Der hiesige japanische Geschäfts- 
träger hat im Auftrage seiner Regierung dem Auswärtigen Amt eine Note 
übermittelt, worin unter Berufung auf das englisch-japanische Bündnis die 
sofortige Zurückziehung der deutschen Kriegsschiffe auf den japanischen und 
chinesischen Gewässern oder die Abrüstung dieser Schiffe, ferner bis zum 
15. September die bedingungslose Uebergabe des gesamten Pachtgebietes 
von Kiautschou an die japanischen Behörden und die unbedingte Annahme 
dieser Forderungen bis zum 23. dieses Monats verlangt wird. 
Nach Mitteilung der „Kölnischen Zeitung“" lautet das Ultimatum 
folgendermaßen: # 
Wir erachten es in der gegenwärtigen Lage für höchst wichtig und not- 
wendig, die Ursachen jeglicher Friedensstörungen im fernen Oosten zu ent- 
fernen und die allgemeinen Interessen sicherzustellen, so wie fie in der 
Bündnisvereinbarung zwischen Japan und Großbritannien aufgefaßt 
werden. 
Um einen starken und dauerhaften Frieden in Ostasien zu gewähr- 
leisten, dessen Begründung (establishment) der Zweck dieser Vereinba- 
rung ist, hält die japanische Regierung es aufrichtig für ihre Pflicht, der 
deutschen Regierung den Rat zu erteilen, zwei Vorschlägen zu entsprechen: 
1. Sofort aus den japanischen und chinesischen Gewässern die deutschen 
Kriegsschiffe und bewaffneten Kriegsschiffe jeder Art zurückzuziehen, und 
diejenigen zu entwaffnen, die nicht zurückgezogen werden können. 
2. An einem nicht später als 15. September anzuberaumenden Datum 
den japanischen Behörden ohne Bedingung oder Gegenleistung das ganze 
Pachtgebiet von Kiautschou zu übergeben im Hinblick auf eine spätere 
(eventual) Rückgabe an China. 
Die japanische Regierung kündigt zu gleicher Zeit an, daß für den Fall, 
wo sie bis zum 23. August am Mittag keine Antwort der deutschen Regie- 
rung mit unbedingter Annahme des obigen Rates erhalten hat, Japan ge- 
nötigt sein wird, diejenigen Maßregeln zu treffen, die es angesichts der 
Lage für nötig erachten wird. 
Der grinsende Dank. 
Der nachstehende Brief, der an einen der deutschen Erzieher der japa- 
nischen Armee gerichtet wurde, verdient heute wieder der deutschen Oeffent- 
lichkeit ins Gedächtnis gerufen zu werden: 
Imperial Headquarters, Tokio, 19. Februar 1906. 
Japan. 
An seinen Hochwohlgeborenen 
Herrn Generalmajor von Meckel 
Groß-Lichterfelde b. Berlin, Deutschland. 
Hochgeehrter Herr General! 
Ihr freundlicher Brief vom 17. November des letzten Jahres hat 
mich sehr erfreut, indem er mich in die Lage versetzt, in Ihr heiteres, glück- 
liches Leben einen Einblick zu tun. 
Indem wir den letzten Feldzug glücklich zu Ende geführt haben, 
sehe ich mich verpflichtet, JIhnen unseren tiefgefühlten Dank von neuem 
auszudrücken für den wertvollen Unterricht, den Sie einer großen Zahl 
unserer Offiziere lange Jahre nicht nur bei uns selbst, in Ihrer Heimat
	        
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