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Ein Treugelöbnis der ungarländischen Rumänen!
W.T.B. Ofenpest, 19. August. Der rumänische Bischof von Karan-
sebes, Miron Cristea, gab anläßlich des Geburtstages des Königs ein Gala-
diner, welches sich zu einer politisch bedeutungsvollen Demonstration gestal-
tete. Der Bischof sagte, daß das Rumänentum an dem heutigen schweren
Tage in treuer Brüderlichkeit neben dem Ungartum stehe, was nicht nur
den rumänischen Gefühlen, sondern auch deren Interessen am besten ent-
spricht. Eine Niederlage der Monarchie würde die Vernichtung des gesam-
ten Rumänentums nicht nur Ungarns bedeuten. Er bitte, seine Seel-
sorger mögen mit ganzem Streben danach trachten, die Vaterlandsliebe der
rumänisch sprechenden Bevölkerung zu verkünden und pflegen, sowie in
unentwegter Treue gegen den Staat brüderlich zusammenzuhalten.
Die Rede des Bischofs wurde von den anwesenden kirchlichen, zivilen
und militärischen Würdenträgern mit stürmischem Beifall aufgenommen,
worauf von sämtlichen Anwesenden die ungarische Nationalhymne, Gott
erhalte Franz den Kaiser, und das rumänische Nationallied gesungen wurde.
Ein englisches Unterseeboot in Grund geschossen.
W.T. B. Berlin, 20. August. Die beiden Kleinen Kreuzer
„Straßburg“ und „Stralsund“ haben in den letzten Tagen einen Vorstoß
nach der südlichen Nordsee ausgeführt. Hierbei sichtete „Straßburg“ unter
der englischen Küste zwei feindliche Unterseeboote, von denen sie eines auf
größere Entfernung mit wenigen Schüssen zum Sinken brachte. „Stralsund“
kam in ein Feuergefecht mit mehreren Torpedobootszerstörern auf größere
Entfernungen. Zwei Zerstörer erlitten Beschädigungen.
Bei dieser Gelegenheit konnte ebenso wie bei der Erkundungsfahrt
eines Luftschiffes bis zum Skagerak erneut festgestellt werden, daß die
deutsche Küste und ihre Gewässer frei von Feinden sind und die neutrale
Schiffahrt unbehindert passieren kann.
Der thönerne Koloß.
W.T. B. Budapest, 20. August. Der ehemalige Ministerpräsident
Graf Khuen Hedevary machte einem Berichterstatter des „Az Est“ bemer-
kenswerte Aeußerungen über den Krieg:
Schon der bisherige Verlauf, sagte Khuen, verriet die auffallende
Schwäche Rußlands, die mit den Ansprüchen, eine Weltmonarchie zu be-
gründen, in auffallendem Widerspruch steht. Die Schlagworte Panslawis-
mus werden von seiten Petersburgs geschickt ausgenutzt, um sich ein Pro-
tektorat über alle slawischen Völkerschaften anzumaßen. Ueberall treten
Einmischungsgelüste und Interventionen hervor. Der Panslawismus ist
ein bequemer Vorwand für unersättliche Machtgier. Er ist jedoch keine
Basis für Realpolitik. Mit demselben Recht könnte der Deutsche Kaiser
(der aber gar nicht daran denkt) als Protektor aller germanischen Stämme
die Schutzherrschaft über Holland, über Schweden, sogar über England be-
anspruchen, da diese Nationen ebenso germanischer Abstammung sind, wie die
Serben und Bulgaren slawisch. Graf Khuen-Hedervary machte auf die
innere Gärung aufmerksam, die schon bei der Mobilisierung hervorgetreten
sei. Die Bewegung der Polen, Ukrainer und Balten sei um so bedenklicher,
als es sich auch um numerisch sehr bedeutende Nationalisten handele, deren
Losreißungsgelüste durch bedeutende materielle Kraft unterstützt werde.
Bezüglich der voraussichtlichen Dauer des Krieges, sagte Graf Khuen-