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minder wichtiger Angelegenheiten hat Seine Majestät bis auf weiteres
die Entscheidung dem Reichskanzler und dem Staatsministerium über-
ragen.
Der Reichskanzler, der Seine Majestät den Kaiser und König begleitet,
behält auch während seiner Abwesenheit von Berlin die obere Leitung
der Reichsverwaltung in der Hand. Doch werden, um unnötigen Zeitver-
lust zu vermeiden, Angelegenheiten, die keinen Aufschub dulden, durch den
allgemeinen Stellvertreter des Reichskanzlers, Staatssekretär des Innern,
Staatsminister Delbrück, der auch zum Vizepräsidenten des Königlichen
Staatsministeriums ernannt worden ist, erledigt werden.“
Oesterreichische Bewunderung für den Gouverneur von Kiantschon.
W.T. B. Wien. 21. August. In der Besprechung des Telegramms
des Gouverneurs von Kiautschou sagt das „Neue Wiener Tagblatt“:
„Man zieht im Geiste den Hut vor diesem Helden, der namenlos
bleiben will. Er ist ein erhabener Lehrer für alle. Jeder, dem das
Schicksal eine Stelle zugewiesen hat, wird mit erhabener Demut gemahnt,
dem Beispiel dieses Gouverneurs, zu folgen.“
Auch die Ostsee ist frei!
W.T. B. Berlin, 21. August. Die Ostsee frei! Wiederholte
Rekognoszierungen unserer Seestreitkräfte bis hinauf zum Finnischen
Meerbusen haben den Beweis erbracht, daß in der Ostsee kein feindliches
Fahrzeug zu sehen ist. Der neutralen Schiffahrt droht also auch in der
Ostsee südlich vom Finnischen Meerbusen keine Gefahr.
Die Huldigung der Sserreichisch-ungarischen Wehrmacht an Kaiser
Franz Josef.
W.T. B. Wien, 20. August. Der Armee-Oberkommandant Erz-
herzog Friedrich hat an den Kaiser anläßlich des Geburtstages folgendes
Glückwunschtelegramm gerichtet:
„Im Namen der durch Allerhöchste Enade Eurer Majestät mir als
Armee-Oberkommandanten unterstellten gesamten Land= und Seestreit-
kräfte der Monarchie bitte ich Eure Majestät anläßlich des heutigen Aller-
höchsten Geburtsfestes die alleruntertänigsten, aus treuestem Soldatenherzen
kommenden Slück= und Segenswünsche der gesamten Wehrmacht erfurcht-
vollst unterbreiten zu dürfen. Zu hartem Kampf gerüstet, im Norden und
im Süden, mit den Spitzen schon in Feindesland, blicken die Armee und
die Flotte heute wie fast vor 70 Jahren in begeisterter Huldigung auf zu
Eurer Majestät, ihrem erlauchten Vorbild unentwegter, treuester Pflicht-
erfüllung. Die Armee und die Flotte erheben heute mit doppelter In-
brunst den Blick zu Gott, dem Allmächtigen und flehen in heißem Gebet
seinen Schutz und seinen reichsten Segen herab auf das ehrwürdige, ge-
beiligte Haupt Eurer Majestät, unseres allverehrten Allergnädigsten
Kaisers und Königs. Eingedenk ihrer großen Traditionen erheben Armee
und Flotte heute aber auch die scharfe, blanke Wehr zum Himmel und er-
neuern hochgemuten, freudigen Herzens den von unseren Vorfahren auf
unzähligen Schlachtfeldern besiegelten und auch diesmal schon von manchem
Kameraden erfüllten Soldateneid, in Stürmen und Schlachten, in Not und
Tod bis zum letzten Atemzug treu zu stehen oder in Ehren zu sterben für
Oesterreich-Ungarns Ruhm und Größe, Gut und Blut freudig hinzugeben