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Botschafter in Tokio der telegraphische Befehl, daß die „Kaiserin Elisabeth“
in Tsingtau mitzukämpfen habe.
Schwierige Kriegführung im Osten.
W.T.B. 24. August 1914. Während auf dem westlichen Kriegs-
schauplatz die Lage des deutschen Heeres durch Gottes Gnade eine uner-
wartet günstige ist, hat auf dem östlichen Kriegsschauplatz der Feind deut-
sches Gebiet betreten. Starke russische Kräfte sind in Richtung der
Angerapp und nördlich der Eisenbahn Stallupönen-Insterburg vorge-
drungen. Das 1. Armeekorps hatte den Feind im siegreichen Gefecht bei
Wirrballen aufgehalten. Es wurde zurückgenommen auf weiter rückwärts
stehende Truppen. Die hier versammelten Kräfte haben den auf Gum-
binnen und südlich vorgehenden Gegner angegriffen. Das 1. Armeekorps
warf den gegenüberstehenden Feind siegreich zurück, machte 8000 Ge-
fangene und eroberte mehrere Batterien. Eine zu ihm gehörige Kaval-
leriedivision warf zwei russische Kavalleriedivisionen und brachte 500 Ge-
fangene ein. Die weiter südlich kämpfenden Truppen stießen teils auf Be-
festigungen, die ohne Vorbereitung nicht genommen werden konnten, teils
befanden sie sich im siegreichen Fortschritt. Da geht die Nachricht ein
vom Vormarsch weiterer feindlicher Kräfte aus Richtung des Narews
gegen die Gegend südwestlich der masurischen Seen. Das Oberkommando
glaubte hiergegen Maßnahmen treffen zu müssen und zog seine Truppen
zurück. Die Ablösung vom Feinde erfolgte ohne jede Schwierigkeit. Die
Feinde folgten nicht. Die auf dem östlichen Kriegsschauplatz getroffenen
Maßnahmen müssen zunächst durchgeführt und in solche Bahnen geleitet
werden, daß eine neue Entscheidung gesucht werden kann. Diese steht
unmittelbar bevor. «
Der Feind hat die Nachricht verbreitet, daß er vier deutsche Armee-
korps geschlagen habe. Diese Nachricht ist unwahr. Kein deutsches Armee-
korps ist geschlagen. Unsere Truppen haben das Bewußtsein des Sieges
und der Ueberlegenheit mit sich genommen. Der Feind ist über die
Angerapp bis jetzt nur mit Kavallerie gefolgt. Längs der Eisenbahn soll.
er Insterburg erreicht haben.
Der beklagenswerte Teil der Provinzen, die dem feindlichen Einbruch
ausgesetzt sind, bringt diese Opfer im Interesse des ganzen VBaterlandes,
man soll sich dessen nach erfolgter Entscheidung dankbar erinnern.
Der Generalquartiermeister: gez. v. Stein.
Die amtliche Auffassung der Lage im Osten.
Berlin, 25. August. Es ist daran festzuhalten: Die Räumung
Ostpreußens lag von vornherein in unserem ursprünglichen Kriegsplan.
Immer wieder ist von unseren militärischen Stellen darauf hingewiesen
worden, daß man zunächst versuchen werde, den Hauptschlag gegen Westen
zu führen, und dann erst sich mit derselben Energie auf den östlichen
Gegner zu werfen. Wenn es bisher doch gelang, den Osten vom Feinde
frei zu halten, so lag das bloß an der regellosen, undisziplinierten Krieg-
führung der Russen, die unter den Streichen unserer Kavallerie und dem
Feuer unserer Geschütze zusammenbrach. Jetzt, wo sich große russische
Truppenmassen auf uns zu bewegen, gilt es für uns, eine starke Stellung
einzunehmen, und dann die Entscheidungsschlacht zu erwarten. Wie
gesagt, das alles war von Anbeginn vorgesehen, war auch weltbekannt,
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