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Teilweise Mobilmachung in Oesterreich-Ungarn.
Wien, 26. Juli. Plakate in Wien und Budapest kündigen die teil-
weise Mobilmachung des Heeres an. Ersatzreservisten sind noch nicht
eingerufen.
Kundgebungen in Paris.
Paris, 26. Juli. Vor dem österreichisch-ungarischen Botschafter-
palais fanden heute nachmittag Demonstrationen statt, hei denen Rufe:
„Nieder mit Oesterreich, Tod Oesterreich!“ ausgestoßen wurden.
Mobilmachung Montenegros.
Cetinje, 26. Juli. Der Kronrat beschloß unter Vorsitz des Königs
Nikita die allgemeine Mobilisierung.
Manisfest des Kaisers von Oesterreich.
Bad Ischl, 28. Juli. Kaiser Franz Josef wendet sich in einem
Manifest an seine Völker.
Kriegserklärung Oesterreich-Ungarns an Serbien.
# Eine Extraausgabe der „Wiener Zeitung“ veröffentlicht am 29. Juli
im amtlichen Teil des Blattes folgendes:
Kriegserklärung.
Auf Grund Allerhöchster Entschließung seiner k. k. apostolischen
Mojestät vom 28. Juli 1914 wurde heute an die königlich serbische
Regierung eine in französischer Sprache abgefaßte Kriegserklärung
gerichtet, welche in deutscher Uebersetzung folgendermaßen lautet: Da
die königlich serbische Regierung die Note, welche ihr vom öster-
reichisch-ungarischen Gesandten in Belgrad am 23. Juli 1914 über-
geben worden ist, nicht in befriedigender Weise beantwortet hat, sieht
sich die k. k. Regierung in die Notwendigkeit versetzt, selbst für die
Wahrung ihrer Rechte und Interessen Sorge zu tragen und zu diesem
Ende an die Gewalt der Waffen zu appellieren. Oesterreich-Ungarn
betrachtet sich daher von diesem Augenblick an als im Kriegszustande
mit Serbien befindlich.
Der österreichisch-ungarische Minister des Aeußern
Graf Berchtold.
Englische Preßstimmen.
Die „Daily News“ schreiben unterm 29. Juli: Was England be-
trifft, so ist es undenkbar, daß wir uns in einen Streit ziehen lassen
sollten. Der Gedanke, daß wir britisches Gut und Blut opfern sollten,
um Rußland im Balkan festzusetzen, wäre für ein demokratisches Volk
eine unbegreifliche Beleidigung; unsere Hände sind in dieser Frage frei,
und wir müssen Sorge tragen, daß sie frei bleiben.
Der „Standard“ fragt unter demselben Datum, ob Rußland und
Europa sich nicht mit der österreichisch-ungarischen Erklärung zufrieden