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Hälfte des 6. russischen Armeekorps. Von diesen Korps sind sämtliche
Geschütze und Fahrzeuge in unsere Hände gefallen. Durch die Flucht
konnten sich unter schweren Verlusten das 1. und die Hälfte des 6. russi-
schen Armeekorps über die Grenze rettn. Armee-Oberkommando.“
Nach weiteren durch W.T. B. verbreiteten Mitteilungen des Haupt-
quartiers ist die Zahl der Gefangenen in der Schlacht bei Gilgenburg—
Ortelsburg noch größer gewesen als bisher bekannt. Sie beträgt 70 000
Mann, darunter 300 Offiziere. Das gesamte Artilleriematerial der
Russen ist vernichtet.
Die Lemberger Schlacht vor der Entscheidung.
Wien, 1. September. (W.T. B.)
Die Meldungen der Kriegsberichterstatter der Blätter aus dem
Kriegspresseguartier stimmen darin überein, daß die österreichisch-
ungarische Offensive im Norden unter anhaltenden harten Kämpfen
stetig fortschreite. Sie ist nach vorwärts in der Breite bedeutend ge-
wachsen. Die Hauptentscheidung in der Nordfront steht bevor. An der
Ostfront ist die Lage stationär, jedoch günstig. Durch die Meldungen
über die Gesamtlage der Millionenschlacht erscheint die Annahme be-
gründet, daß eine ähnliche Taktik von den Führern der österreichisch-
ungarischen Truppe befolgt wird, wie sie von dem deutschen Generalstab
gegenüber Frankreich so erfolgreich angewendet wurde. Die östliche
Armeegruppe behauptet sich in ihrer vorzüglichen Stellung fortgesetzt
gegenüber einer großen feindlichen Uebermacht. Hinsichtlich der bevor-
stehenden großen Entscheidung werden allgemein günstige Erwartungen
gehegt. Die bisherigen Erfolge sind außer durch die geniale Führung
durch die unbestreitbare todesverachtende Haltung der österreichisch-
ungarischen Offiziere und Mannschaften errungen.
Verzicht des Kaisers auf seine englischen militärischen Titel.
Der Kölnischen Zeitung zufolge erklärte der Kaiser am Morgen
nach der englischen Kriegserklärung dem ehemaligen englischen Bot-
schafter, er möge König Georg mitteilen, daß er (der Kaiser) stolz
auf die Titel eines britischen Feldmarschalls und britischen Admirals
gewesen sei, aber nach dem, was vorgekommen sei, wolle er jetzt auch
diese Titel ablegen. (1. Sept.)
Auszeichnung des Kronprinzen Rupprecht.
* 6 München, 31. August.
Die Korrespondenz Hoffmann meldet: Seine Moajestät der König
hat dem Kronprinzen Rupprecht das Großkreuz des Militär-Max Joseph=
ordens verliehen. Die Ordensinsignien wurden dem Kronprinzen im
Auftrage des Königs durch den Kriegsminister mit einem Allerhöchsten
Handschreiben überreicht. — Das Handschreiben, das vom 26. August
datiert ist, lautet wie folgt:
Lieber Sohn! Von Seiner Mojestät dem Kaiser mit der Führung
einer Armee betraut, haben Eure Königliche Hoheit die bayerischen
Truppen gemeinsam mit Truppen anderer deutscher Stämme zu dem
ersten großen Siege in dem gewaltigen Kampfe geführt, den Deutsch-
lands Heere gegen übermütige Feinde auszufechten gezwungen sind.
Ganz Bayern, ja ganz Deutschland teilt mit mir die Freude über
diesen Erfolg der deutschen Waffen, über die glänzenden Leistungen