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warf Bomben in die Rue de Hanovre, Rue d'Amsterdam, am Bahnhof
Saint Lazaire, auf den Boulevard Montmartre und anderswo. Fünf
Personen sind getötet worden. Der Flieger warf auch einen Brief mit
der Aufforderung zur Uebergabe aus, da die Deutschen vor Paris stän-
den. Der Kriegsminister befahl, daß ein Geschwader gepanzerter und mit
Mitrailleusen ausgerüsteter Aeroplane gebildet werde, das auf die deut-
schen Flieger Jagd machen solle. Außerdem wandte die Regierung sich
an den amerikanischen Botschafter, den sie unter Beifügung von „Beweis-
stücken“ ersuchte, die amerikanische Regierung zu energischem Protest
gegen den angeblichen Bruch des Völkerrechts zu veranlassen.
Paris, 2. September. Die „Agence Havas“ meldet: An vier an-
deren Stellen der Stadt sind ebenfalls von einem deutschen Flugzeug
Bomben niedergeworfen worden.
Rotterdam, 2. September. (T. U.)
Nach hier eingetroffenen Meldungen sind neuerdings sowohl über
Antwerpen wie über Paris deutsche Luftschiffe erschienen, die Bomben
abgeworfen haben.
London, 2. September. Das Reutersche Bureau meldet aus Paris
von gestern abend, 7 Uhr 30 Minuten: „Wiederum flog ein deutsches
Flugzeug über Paris, warf zwei Bomben ab, wurde beschossen, entkam
aber unbeschädigt.“
Amtliche Erklärung über die Dum-Dum-Geschosse.
2. September.
Unsere Armeen haben, wie schonr gemeldet, den gefangenen Fran-
zosen und Engländern Tausende von Infanteriepatronen mit vorn tief-
ausgehöhlten Geschoßspitzen abgenommen. Die Patronen befanden sich
zum Teil noch in der mit Fabrikstempel versehenen Packung. Die maschi-
nenmäßige Anfertigung dieser Geschosse ist durch ihre Zahl und Art un-
zweifelhaft festegestellt. Im Fort Longwy ist eine derartige Maschine
vorgefunden worden. Die Patronen sind also von der Heeresverwaltung
den Truppen in dieser Front geliefert worden. Gefangene englische Offi-
ziere versichern auf Ehrenwort, daß ihnen die Munition für ihre Pistolen
ebenfalls in derartigen Geschossen geliefert sei. Die Verwundungen un-
serer Krieger zeigen die verheerende Wirkung dieser Dum-Dum-eeschosse.
Während Frahrreic und England unter grober Verletzung der Genfer
Konvention Geschosse zulassen, deren Verwendung das Merkmal einer
barbarischen Kriegführung ist, hat Deutschland die völkerrechtlichen Be-
stimmungen genau beobachtet: im gesamten deutschen Heere ist kein Dum-
Dum-Geschoß zur Verwendung gekommen.
Ein Nachtrag aus dem englischen Weihbuch.
Aus dem englischen Weißbuch stellt die „Post“ vom 2. September
noch einen Nachtrag zusammen, aus dem deutlich hervorgeht, daß Eng-
lands Absichten von vornherein feststanden. Es handelt sich um folgende
Aktenstücke:
29. Juli. Grey an den Botschafter in Paris:
„Nachdem ich heute Mr. Cambon (französischen Botschafter in Lon-
don) den Ernst der Lage auseinandergesetzt hatte, sagte ich ihm, daß ich
heute dem deutschen Gesandten erklären würde, er möge sich durch den