Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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freundschaftlichen Ton unserer Gespräche nicht irreführen und nicht zu der 
Annahme verleiten lassen, daß wir bei kriegerischen Verwickelungen un- 
tätige Zuschauer bleiben würden. Herr Cambon meinte, daß ich unsern 
Standpunkt sehr deutlich auseinandergesetzt hätte. Er verstand unsere 
(die englische) Auffassung dahin, daß wir uns bei einem Kampfe zwischen 
Teutonen und Sloaven nicht berufen fühlten, einzugreifen, sobald aber 
Frankreich und Deutschland und die Frage der Hegemonie zwischen den 
beiden Staaten in Betracht kömen, wir ernstlich erwägen müßten, was 
zu tun wäre. Er (Cambon) wäre auf diesen Standpunkt vorbereitet 
und hätte keine Bedenken dagegen.“ 
30. Juli. Goschen (Berlin) an Gren: 
„Der Staatssekretär teilte mir mit, daß er unmittelbar nach Em- 
pfang der Depesche vom Fürsten Lichnowsky bei der österreichisch-unga- 
rischen Regierung angefragt hätte, ob fie sich mit der Besetzung Belgrads 
oder eines anderen Ortes begnügen würde, um von dort aus ihre For- 
derungen zur Geltung zu bringen.“ 
Goschen an Grey: 
„Der Reichskanzler sagte mir gestern abend, daß er befürchte, mit 
seinen im Interesse des Friedens in Wien unternommenen Schritten zu 
weit gegangen zu sein, und daß solche Schritte die Lage eher verschlech- 
tern, als verbessern könnten.“ 
1. August. Grey an Goschen: 
„Er (der deutsche Botschafter) fragte mich, ob wir uns verpflichten 
wollten, neutral zu bleiben, falls Deutschland die Zusage gebe, die Neu- 
tralität Belgiens zu respektieren. Ich antwortete, daß ich eine solche Zu- 
sage nicht geben könne. Wir wären noch frei und erwägen, was zu tun 
wäre. Unsere Haltung sei stark von der öffentlichen Meinung abhängig, 
und dieser läge die Neutralität Belgiens sehr am Herzen. Ich fügte 
hinzu, daß ich nicht glaubte, allein auf diese Zusage hin unsere Neutra- 
lität in Aussicht stellen zu können. Der Gesandte drang in mich, einen 
Vorschlag zu formulieren, auf Grund dessen wir neutral bleiben wollten, 
er gab sogar zu verstehen, daß die Integrität von Frankreich und seiner 
Kolonien garantiert werden könnte. Ich erwiderte, daß ich verpflichtet 
sei, jede Neutralitätsversicherung zu verweigern, und daß wir freie Hand 
behalten müßten.“ 
Grey an Bunsen (Botschafter in Wien): 
„Graf Mengdorff (österreichisch-ungarischer Botschafter in London) 
teilte mir ein Telegramm mit, das Graf Berchtold gestern an den öster- 
reichisch-ungarischen Botschafter in Petersburg gerichtet hat. Es heißt 
darin, daß Graf Berchtold dem russischen Botschafter in Wien die Ver- 
sicherung gegeben hat, daß die Monarchie weder die Souveränität Ser- 
biens anzutasten, noch serbisches Gebiet einzuverleiben beabsichtige.“ 
Goschen an Grey: 
„. Der Staatssekretär sagte mir, daß die Geneigtheit Osterreichs, 
auf Unterhandlungen einzugehen, dem Einfluß Deutschlands in Wien 
zuzuschreiben wäre, und daß alles noch gut gegangen wäre, wenn Ruß- 
land. nicht gegen Deutschland mobilisiert hätte. Rußland betont aller- 
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