Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

— 223 — 
Gleichzeitig mit diesen zitierten Ereignissen wurde auch in Ost— 
galizien schwer gekämpft. Am 27. August stießen die zur Abwehr des 
dortigen weitaus überlegenen feindlichen Einbruchs bestimmten Kräfte 
in der Linie Dunajow—Bust auf den Gegner. Trotz des Erfolges der 
von Dunajow her die Höhen westlich Pomorzany gewinnenden Kolonnen 
konnten die beiderseits der Zloczower Chaussee vorgehenden Armeeteile 
gegen den namentlich auch an Artillerie weit überlegenen Feind nicht 
durchdringen. Am 28. setzten die Russen den Angriff auch auf die östlich 
Lembergs kämpfenden Armeeteile fort. Am Nachmittag war ein Zuftück- 
nehmen hinter Guila Lipa und in den engeren Raum östlich und nörd- 
lich Lemberg nicht mehr zu umgehen, zumal auch unsere südliche Flanke 
aus Richtung Brzezany bedroht wurde. Die rückgängige Bewegung voll- 
zog sich in voller Ordnung, ohne daß der offenbar gleichfalls sehr hervor- 
genommene Feind wesentlich nachdrängte. Am 29. griffen die Russen 
an der ganzen Front erneut an und verschoben ihre Kräfte aus dem 
Raum nordöstlich Lemberg gegen Süden. Tags darauf steigerte sich 
dieser Angriff zu größter Heftigkeit. Insbesondere von Przemyslany 
und Firlejow her vermochte der Feind immer neue Kräfte einzufetzen, 
denen gegenüber unsere Truppen nach vergeblichen Versuchen, sie durch 
Offensivstöße neuer im Raum westlich Rohatyn versammelter Armee- 
teile zu entlasten, gegen Lemberg und Mikolajow weichen mußten. In 
allen diesen Kämpfen erlitten unsere braven Truppen hauptsächlich durch 
die an Zahl weit überlegene und auch aus modernen schweren Geschützen 
feuernde feindliche Artillerie große Verluste. Zusammenfassend kann 
gesagt werden, daß wir bisher gegen etwa 40 russische Infanterie= und 
11 Kavallerie-Truppen-Divisionen gekämpft und zumindest die Hälfte 
dieser feindlichen Kräfte unter großen Verlusten zurückgeworfen haben. 
Auf dem Balkan-Kriegsschauplatze herrscht im allgemeinen Ruhe. 
Von de Höhen nordöstlich Bilek wurden die Montenegriner abermals 
geworfen. 
Am 1. September morgens erschien das Gros der französischen Mit- 
telmeerflotte, bestehend aus 16 großen Einheiten, vor der Einfahrt der 
Boche di Cattaro und beschoß aus den schwersten Kalibern Punta d'Ostro. 
Die Wirkung war kläglich, drei Festungsartilleristen wurden leicht ver- 
wundet, ein Lusthaus in der Nähe der Forts wurde zerstört. Nach der 
Kanonade dampften die feindlichen Schiffe wieder ab.. 
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs 
von Hoefer, Generalmajor. 
Die Schlachten in Polen. 
Wien, 3. September. Die Telegramme der Kriegsberichterstatter 
der Wiener Abendblätter stellen fest, daß sich die gesamte Lage auf dem 
nördlichen Kriegsschauplatz durch das siegreiche Vorgehen der Armeen 
Auffenberg und Dankl weit günstiger gestaltet habe. Wahre Heldentaten 
vollführten die Korps Puhallo-Preßburg und Borövic-Kaschau in dem 
Kampf zwischen Weichsel und Bug. Als Beispiel für die glänzenden 
Leistungen führen die Berichterstatter an, daß angeschossene russische In- 
fanterie rasch in Deckungen flüchtete; in dem Augenblick jedoch, als sie 
eine Verschiebung versucht, sofort unter erneutes Feuer genommen wurde. 
An dieser Stelle wurden später Massen von durch Schrapnelle getöteten
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.