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Bereich des 7. Armeekorps zu wenden. Die hinterlistigen und heim-
tückischen Ueberfälle, die von seiten einer feindlichen Bevölkerung auf
den verschiedenen Kriegsschauplätzen vielfach auf unsere braven Trup-
pen verübt worden sind und stellenweise noch immer verübt werden,
machen es unseren Befehlshabern zur absoluten Pflicht, mit unnach-
sichtlicher eiserner Strenge gegen solche ungeheuerlichen Schandtaten
vorzugehen. Hier Schwäche zu zeigen, wäre Verrat an unserem Heere.
Ruhigen Einwohnern eines feindlichen Landes wird kein Haar ge-
krümmt, dafür bürgt schon die in aller Welt bekannte Mannezszucht
unserer Truppen. Sie kämpfen in ehrlichen Kämpfen als Soldat gegen
Soldat. Werden aber die wackeren Söhne unseres Volkes, die für das
Vaterland in Not und Tod ziehen, werden Verwundete, Aerzte, Kran-
kenpfleger durch feige Ueberfälle von einer verblendeten, rasenden
Bevölkerung elend hingemordet, wird die Sicherheit der Heere von
rückwärts durch Bandenwesen gefährdet, so ist es Gebot der Selbst-
erhaltung und eine heilige Pflicht der militärischen Befehlshaber, so-
fort mit den äußersten Maßregeln dagegen vorzugehen. Da müssen
Unschuldige mit den Schuldigen leiden. Unsere Heeresleitung hat in
wiederholten Kundgebungen keinen Zweifel darüber gelassen, daß
Menschenleben bei der Unterdrückung der Schändlichkeit nicht geschont
werden können. Daß einzelne Häuser, ja blühende Dörfer und selbst
ganze Städte dabei vernichtet werden, ist gewiß beklagenswert, darf
aber zu unangebrachten Gemütserregungen nicht verleiten. Sie dürfen
uns nicht so viel wert sein wie das Leben eines einzigen Soldaten.
Das ist selbstverständlich und braucht eigentlich nicht gesagt zu werden.
Hier Mitleid zu zeigen, wäre sündhafte Schwäche. Das Blut der Un-
schuldigen kommt über die Häupter der Urheber jener schmachvollen
Ueberfälle. Von Rache und Vergeltungsgelüst, die der eingangs er-
wähnte, mir ganz unverständliche Zeitungsartikel unserer Heeres-
leitung zuschreibt, ist dabei keine Rede. Unsere Befehlshaber tun, um
das nochmals zu betonen, einfach ihre Pflicht, und diese Pflicht werden
sie tun bis zum glorreichen Ende des Krieges. Rücksichtslosester Schutz
unseren von Mord umlauerten Soldaten um jeden Preis! Wer da
von Barbarei spricht, frevelt. Eiserne Pflichterfüllung ist ein Aus-
fluß hoher Kultur, und darin kann die Bevölkerung in den feindlichen
Ländern von unserem Heer nur lernen.
Der Kommandierende General Frhr. v. Bissing.“
Der Abschied von Wien.
W.T.B. Wien, 4. September. (Drahtber.) Heute vormittag er-
schienen die Offiziere des aus Skutari auf der Durchreise hier eingetrof-
sinen deutschen Detachements mit Major Schneider an der Spitze in
aradeuniform im Rathause, um dem Bürgermeister ihren Dankbesuch
abzustatten. In Vertretung des Bürgermeisters empfing Vizebürger-
meister Hierhammer mit den beiden anderen Vizebürgermeistern die
deutschen Offiziere und begrüßte sie mit warmen Worten. Major Schnei-
der dankte in einer Ansprache herzlichst für den überwältigenden
Empfang, der ihnen während ihres Aufenthaltes in Wien zuteil ge-
worden sei, und bat, der Bevölkerung Wiens den innigsten Dank und