Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

können. Enorme Opfer an Gut und Blut würde ein Krieg vom deutschen 
Volke erfordern, den Gegnern aber würden wir zeigen, was es heißt, 
Deutschland anzugreifen. Und nun empfehle Ich Euch Gott. Jetzt 
geht in die Kirche, knieet nieder vor Gott und bittet ihn um Hilfe für 
unser braves Heer! 
Einberufung des Reichstages. 
Amtliche Mitteilung. 
Berlin, 31. Juli. Für den Fall des Kriegsausbruches ist Ein- 
berufung des Reichstages auf Dienstag, den 4. August 1914 in Aussicht 
genommen. Die Eröffnung wird im Weißen Saale des königlichen 
Schlosses zu Berlin um 1 Uhr nachmittags erfolgen. Die kaiserliche 
Verordnung wegen der Berufung steht noch aus. 
Sitzung des Bundesrats. 
1 Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat dem Erlaß von drei Kai- 
serlichen Verordnungen, betreff. das Verbot der Ausfuhr von Ver- 
pflegungs-, Streu= oder Futtermitteln, ferner von Tieren und tierischen 
Erzeugnissen sowie von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahr- 
rädern und Teilen davon) und von Mineralölen, Steinkohlenteer und 
allen aus diesen hergestellten Oelen zugestimmt. 
Ansprache des Reichskanzlers. 
Berlin, 31. Juli. Der Kanzler sprach zu der vor dem Reichskanzler- 
palais versammelten und ihn stürmisch begrüßenden Volksmenge am 
Abend 1134 Uhr folgendes: 
„In ernster Stunde sind Sie, um Ihren vaterländischen Empfin- 
dungen Ausdruck zu geben, vor das Haus Bismarcks gekommen, Bismarck, 
der uns mit Kaiser Wilhelm dem Großen und dem Feldmarschall Moltke 
das Deutsche Reich geschmiedet hat. Wir wollten in dem Reiche, das wir 
in 44jähriger Friedensarbeit ausgebaut haben, auch ferner in Frieden 
leben. Das ganze Wirken unseres Kaisers war der Erhaltung des 
Friedens gewidmet. Bis in die letzten Stunden hat er für den Frieden 
Europas gewirkt und er wirkt noch für ihn. Sollte all sein Bemühen 
vergeblich sein, sollte uns das Schwert in die Hand gezwungen werden, 
so werden wir ins Feld ziehen mit gutem Gewissen und dem Bewußtsein. 
daß nicht wir den Krieg gewollt haben. Wir werden dann den Kampf 
um unsere Existenz und unsere nationale Ehre mit Einsetzung des letzten 
Blutstropfens führen. Im Ernste dieser Stunde erinnere ich Sie an 
das Wort, das einst Prinz Friedrich Karl den Brandenburgern zurief: 
Laßt Euere Herzen schlagen zu Gott 
und Euere Fäuste auf den Feind! 
Die Mobilmachung in Deutschland. 
Berlin, 1. August, nachmittags 5 Uhr 15 Minuten. Seine Mojestät 
der Kaiser hat die Mobilmachung der gesamten deutschen Streitkräfte 
durch folgenden Erlaß angeordnet:
	        
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