Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

Wir bestimmen hiermit: 
Das Deutsche Heer und die Kaiserliche Marine find nach Maßgabe 
des Mobilmachungsplanes für das deutsche Heer und die kaiserliche 
Marine kriegsbereit aufzustellen. Der 2. August 1914 wird als erster 
Mobilmachungstag festgesetzt. 
Wilhelm I. R. 
von Bethmann-Hollweg. 
Der König von Bayern erläßt für den Umfang des Königreichs den 
Mobilmachungsbefehl. Erster Mobilmachungstag ist der 2. August. 
Der Kaiser und das Volk. 
Berlin, 1. August. Gegen 8 Uhr abends war der Lustgarten mit 
Tausenden von Menschen angefüllt, die bis dicht an das Schloß heran 
standen. Die Menge sang patriotische Lieder, auch „Ein feste Burg ist 
unser Gott“, und rief immer wieder: Wir wollen unseren Kaiser sehen! 
Alsdann erschien an dem großen Fenster des ersten Stocks über dem 
Eingang IV der Kaiser in der Uniform der Königsjäger zu Pferde und 
die Kaiserin. Der Kaiser hielt eine Ansprache und sagte ungefähr 
folgendes: 
Er danke für die Liebe und Treue, die ihm erwiesen werde. Wenn 
es zum Kampfe komme, höre jede Partei auf. Wir seien nur noch deutsche 
Brüder. In Friedenszeiten habe ihn ja wohl die eine oder andere Partei 
angegriffen, das verzeihe er von ganzem Herzen. Wenn unser Nachbar 
uns den Frieden nicht gönne, dann hoffe und wünsche er, daß unser deut- 
sches Schwert fiegreich aus dem Kampfe hervorgehe. 
Der Reichskanzler spricht. 
Berlin, 1. August. Abends gegen 9 Uhr machte ein großer Zug vor 
dem Reichskanzlerpalais Halt, der in ernster patriotischer Stimmung 
„Heil Dir im Siegerkranz“ und „Lobe den Herrn“ sang. Der Reichs- 
kanzler erschien an einem Fenster des ersten Stocks und sprach folgendes: 
In Ihrem Liede haben Sie unserem Kaiser zugejubelt — ja, für 
unseren Kaiser stehen wir alle ein, wer und welcher Gesinnung und 
welchen Glaubens wir auch sein mögen. Für ihn lassen wir Gut und 
Blut. Der Kaiser ist genötigt gewesen, die Söhne des Volkes zu den 
Waffen zu rufen. — Wenn uns jetzt der Krieg beschieden sein sollte, so 
weiß ich, daß alle jungen deutschen Männer bereit sind, ihr Blut zu ver- 
spritzen für den Ruhm und die Größe Deutschlands; aber wir können nur 
fiegen in dem festen Vertrauen auf den Gott, der die Heerscharen lenkt, 
und der uns bisher noch immer den Sieg gegeben hat. Und sollte Gott in 
letzter Stunde uns diesen Krieg ersparen, so wollen wir ihm dafür danken. 
Wenn es aber anders wird, dann mit Gott für König und Vaterland! 
Telegramm an den Kaiser. 
Berlin, 1. August. Aus Brooklyn-New Vork hat der Kaiser fol- 
gendes Telegramm erhalten: 
„Begeistert von der Nachricht, daß Deutschland seinem Bundesbruder 
Oesterreich-Ungarn in der Stunde der Gefahr in echt deutscher Bundes-
	        
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