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Eine Anfrage an unsere Feinde.
Deutschland hat durch Vermittlung der Vereinigten Staaten von
Amerika bei Belgien, Frankreich, Großbritannien und Rußland anfragen
lassen, wie dort das Prisenverfahren eingerichtet sei und in welcher Weise
Deutsche vor den Prisengerichten vertreten werden können. Bisher haben
Pra##reic und Großbritannien geantwortet. In Frankreich gehören
risensachen vor den Prisenrat (conseil des prises); Berufungsgericht
ist der Staatsrat (conseil Tétat); Interessenten können sich von den beim
Staatsrat zugelassenen Anwälten vertreten lassen. Großbritannien hat er-
klärt, daß kein feindlicher Ausländer vor einem britischen Prisengericht ver-
treten werden könne. (W.T. B.)
Freilassung kriegsgefangener französischer Mohammedaner.
Konstantionpel, 6. September. Wie Tanin erfährt, haben die
Deutschen beschlossen, die Mohammedaner aus Algerien, die sie in den letzten
Kämpfen zu Gefangenen machten, freizulassen, soweit sie mit Gewalt in den
Krieg geschickt worden sind und wenn sie erklären, keinen Haß gegen
Deutschland zu hegen. Es wird ihnen Gelegenheit gegeben werden, nach
Konstantinopel zu kommen.
Erfolgreicher Vorstoß bei Czernowicz.
W.T. B. Wien, 5. September. Die „Neue Freie Presse“ veröffent-
licht Einzelheiten aus dem Gefecht bei Czernowitz am 25. August. Auf
russischer Seite stand die ganze padolische Division im Kampfe, voran die
Kamiencer und Kischinewer Regimenter. Der österreichische Landsturm
wirkte Wunder. Als die österreichischen Kräfte anrückten, zog sich der Feind
östlich Czernowitz zurück. Er erlitt auf der Flucht große Verluste. Die Beute
betrug 800 Gefangene, darunter einige Stabsoffiziere, 500 Gewehre, vier
Maschinengewehre und viel Munition.
Englische Seeräubereien.
Frankfurt a. M., 6. September. Die „Frankfurter Zeitung“
meldet: Vor einigen Tagen wurde auf dem Dampfer „Potsdam“ von der
Holland-Amerika-Linie, der sich auf der Fahrt nach Rotterdam befand, die
für Deutschland bestimmte Post beschlagnahmt und die deutschen Fahrgäste
festgenommen.
Die Armee Dankl in neuem heftigen Kampfe.
Wien, 6. September. Amtlich wird gemeldet:
Am 3. September beschossen die Russen die in weitem Umkreis um die
Stadt Lemberg errichteten Erdwerke. Unsere Truppen waren jedoch bereits
abgezogen, um die offene Stadt vor einer Beschießung zu bewahren, und
wil auch operative Rücksichten dafür sprachen, Lemberg dem Feinde zu über-
lassen. Das Bombardement hatte sich somit nur gegen unverteidigte Deckun-
gen gerichtet.
Die Armee Dankl ist neuerdings in heftigem Kampfe.
An der sonstigen Front herrscht nach den großen Schlachten der ver-
gangenen Wochen verhältnismäßige Ruhe. #
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Generalmajor.