Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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„Belgien, das den Frieden wollte, ist von Deutschland gezwungen 
worden, zu den Waffen zu greifen, und gegen einen durch keinerlei 
Handlungen gerechtfertigten Angriff, der den feierlichen Verpflichtungen 
der Verträge zuwiderläuft, sich in der Notwehr zu schützen. Belgien 
ehrt sich selbst, indem es loyal mit Beachtung aller Regeln des Völker- 
rechts und des Krieges (I!) kämpft. Nach dem Eindringen deutscher 
Truppen auf sein Gebiet hat Belgien durch seine Regierung in allen 
Gegenden Maueranschläge erlassen und täglich auch in den Zeitungen 
Verfügungen bekannt gemacht, die den nicht am Kampfe beteiligten 
Bürgern verbieten, feindselige Handlungen gegen die in das Land ein- 
dringenden Truppen zu unternehmen. Die belgische Regierung erhebt 
lebhaften Einspruch gegen die von der deutschen Regierung zur Be- 
gründung ihrer odiösen Unterdrückungsmaßnahmen verbreitete falsche 
Darstellung. Wenn einige den Kriegsregeln zuwiderlaufende Hand- 
lungen nachzuweisen sind, so muß man vor ihrer Beurteilung die ge- 
rechte Entrüstung in Rechnung stellen, die die von den deutschen Sol- 
daten begangenen Grausamkeiten im belgischen Volke hervorgerufen 
haben. Das belgische Volk sei außerordentlich friedlich gesinnt, aber 
zur Verteidigung seiner Rechte entschlossen und in der Achtung vor der 
Menschlichkeit (1) gleichermaßen energisch.“ Die belhgische Note zählt 
sodann eine Reihe von Ausschreitungen auf, die angeblich bis zum 
20. August von deutschen Truppen in Belgien begangen worden sein 
sollen. Die Note schließt dann mit den Worten: „Diese Tatsachen um- 
fassen die Niedermetzelung unbewaffneter Bauern, Vergewaltigungen 
von Frauen und Mädchen, Brandlegung von Dörfern und einzelnen 
Häusern, aus denen kein Widerstand (1) geleistet worden war, und zahl- 
lose Diebstähle. Viele dieser Handlungen wurden von deutschen Sol- 
daten in Gegenwart ihrer Offiziere und oft sogar auf deren Ver- 
anlassung verübt. Es ist offenbar, daß der Zweck der deutschen Behörde 
der ist, die belgische Bevölkerung zu terrorisieren." 
Maubeuge gefallen. 
40000 Kriegsgefange, 400 Geschütze erbeuntet. 
W.T.B. Großes Hauptauartier, 8. September. 
Maubeuge hat gestern kapituliert. 40 000 Kriegsgefangene, darunter 
vier Generale, 400 Geschütze und zahlreiches Kriegsgerät sind in unsere 
Hände gefallen. Der Generalquartiermeister von Stein. 
Deutsche Umgehungsbahn bei Montmedy. 
Köln, 7. September. 
Ein Kriegsberichterstatter der „Kölnischen Zeitung“ unternahm eine 
sechzehnstündige Fahrt nach einzelnen französischen Schlachtfeldern und 
berichtet: In den Munitionskammern einzelner Garnisonen wurden 
große Menge von Dumdumeschossen gefunden. 
Bei Montmedy wurden die französischen Gefangenen mit der Wieder- 
aufräumung des Bahntunnels beschäftigt. Die deutschen Eisenbahn- 
truppen bauen eine Umgehungsbahn. Die deutschen Züge laufen bereits 
bis Montmedy. Bewunderung erregt überall der schnell fortschreitende 
Brückenbau der deutschen Pioniere.
	        
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