Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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Kaiser Wilhelm an Präsident Wilson. 
Kaiser Wilhelm selber hat das Wort ergriffen, um laut vor aller 
Welt gegen die barbarische und völkerrechtswidrige Kriegführung unserer 
Gegner zu protestieren. Er richtet diesen Protest an die Adresse des 
Präsidenten der Vereinigten Staaten von Nordamerika. Vernehmen 
aber wird ihn die ganze Welt. Das an den Präsidenten Wilson gerichtete 
Telegramm lautet: 
Ich betrachte es als Meine Pflicht, Herr Präsident, Sie, als den 
hervorragendsten Vertreter der Grundsätze der Menschlichkeit, zu benach- 
richtigen, daß nach der Einnahme der französischen Festung Longwy 
Meine Truppen dort Tausende von Dum-Dumeschossen entdeckt 
haben, die durch eine besondere Regierungswerkstätte hergestellt waren. 
Ebensolche Geschosse wurden bei getöteten und verwundeten Soldaten 
uud Gefangenen, auch britischer Truppen, gefunden. Sie wissen, welche 
schrecklichen Wunden und Leiden diese Kugeln verursachen und daß ihre 
Anwendung durch die anerkannten Grundsätze des internationalen 
Rechts streng verboten ist. Ich richte daher an Sie einen feierlichen 
Protest gegen diese Art der Kriegführung, welche dank den Methoden 
unserer Gegner eine der barabarischsten geworden ist, die man in der 
Geschichte kennt. Nicht nur haben sie diese grausamen Waffen ange- 
wendet, sondern die belgische Regierung hat die Teilnahme der belgi- 
schen Zivilbevölkerung an dem Kampfe offen ermutigt und seit langem 
sorgfältig vorbereitet. Die selbst von Frauen und Geistlichen in diesem 
Guerillakrieg begangenen Grausamkeiten, auch an verwundeten Sol- 
daten, Aerztepersonal und Pflegerinnen (Aerzte wurden getötet, Laza- 
rette durch Gewehrfeuer angegriffen), waren derartig, daß Meine 
Generale endlich gezwungen waren, die schärfsten Mittel zu ergreifen, 
um die Schuldigen zu bestrafen und die blutdürstige Bevölkerung von 
der Fortsetzung ihrer schimpflichen Mord= und Schandtaten abzuschrecken. 
Einige Dörfer und selbst die alte Stadt Löwen, mit Ausnahme des 
schönen Stadthauses, mußten in Selbstverteidigung und zum Schutze 
Meiner Truppen zerstört werden. Mein Herz blutet, wenn Ich sehe, 
daß solche Maßregeln unvermeidlich geworden sind, und wenn Ich an die 
zahllosen unschuldigen Leute denke, die ihr Heim und Eigentum ver- 
koren haben, infolge des barbarischen Betragens jener Verbrecher. 
Wilhelm I. R. 
Inzwischen mehren sich unaufhörlich die Zeugnisse für die allgemeine 
Verwendung von Dum-Dum-eschossen bei unseren Gegnern. So besagt 
eine vom 8. September datierte amtliche Meldung aus dem Großen 
Hauptquartier: Immer wieder finden unsere Truppen auf der ganzen 
Front bei den gefangenen Franzosen und Engländern Dum-Dumeschosse 
in fabrikmäßiger Verpackung, so wie sie von der Heeresverwaltung ge- 
liefert sind. Diese bewußte grobe Verletzung der Genfer Konvention 
kann nicht scharf genug verurteilt werden. Das Vorgehen Frankreichs und 
Englands wird Deutschland schließlich zwingen, die barbarische Krieg- 
führung seiner Gegner mit gleichen Mitteln zu erwidern. 
Die Minengefahr an der englischen Ostkuste. 
W.T. B. Frankfurt a. M., 8. September. Die „Frkf. Ztg.“ 
meldet aus Stockholm: Der Untergang des bei Northshields auf eine 
Mine gestoßenen schwedischen Dampfers „St. Paul“ hat großen Eindruck 
17° 
 
	        
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