Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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Ihnen und der Bürgerschaft Münsters meinen herzlichsten Dank für 
treues Gedenken am gestrigen Tage, den ich in Ihren Mauern verleben 
zu können gehofft hatte. Gott schenke unserem Volke in Waffen, besonders 
auch den tapferen Söhnen der roten Erde, weiterhin Kraft und Zuver- 
sicht im Kampfe wider alle Feinde unseres teuren Vaterlandes. 
Wilhelm. 
Generaloberst v. Hindenburg Nitter des Ordens Pour le merite. 
Seine Majestät der Kaiser hat dem Sieger in der Schlacht bei den 
masurischen Seen, Generaloberst v. Hindenburg, den Orden Four lo 
mérite verliehen. 
Wie die NRussen über ihre Niederlage bei Tannenberg berichten. 
Die Petrograder Zeitung vom 2. September meldet darüber: 
Ein Teil unserer in Ostpreußen bisher überall siegreich vorgedrun- 
enen Truppen ist, wie gestern zu später Abendstunde aus dem Stabe des 
öchstkommandierenden mitgeteilt wurde, von einem bösen Mißgeschick 
betroffen worden. Offenbar durch die besonderen Verhältnisse des von 
zahlreichen Seen, Sümpfen und Wäldern durchquerten Geländes begün- 
stigt, haben überlegene (bekanntlich ist das Gegenteil der Fall) Massen 
des Feindes zwei unserer Armeekorps (es waren fünf) überraschend an- 
Ersreten und ihnen durch ein außerordentlich heftiges Artilleriefeuer 
chwere Verluste zugefügt. Wie mörderisch der Kampf gewesen ist, zeigt 
der Verlust dreier Generale und mehrerer Staboffiziere, darunter des aus 
dem Japanischen Kriege bekannten ausgezeichneten Heerführes Samsso- 
now. Inwieweit dieser schmerzliche Mißerfolg, von dessen Größe der 
Bericht doch nur eine verschwommene Vorstellung gibt, den Vormarsch 
unserer Truppe zu verzögern geeignet ist, entzieht sich der Beurteilung. 
Ist doch sowohl die Gesamtstärke der Operationsarmee, sowie ihre Ver- 
teilung unbekannt und die Stärke und Dislokation des Feindes erst recht 
eine unbekannte Größe. Indes kann mit einem gewissen Grade von 
Wahrscheinlichkeit angenommen werden, daß die beiden in Frage kommen- 
den Korps nur einen Bruchteil unserer in Feindesland stehenden Heres- 
massen bildeten, die Lage also durch diesen einen Fehlschlag noch keine 
wesentliche Verschiebung zu erfahren braucht. Die schweren Verluste an 
Mannschaften sind, obgleich an sich betrübend, nichts weniger als unersetz- 
lich. Das beinahe unerschöpfliche Menschenmaterial unseres Millionen- 
heeres gestattet es, solche Lücken rasch auszufüllen und die zusammen- 
geschmolzenen Truppeteile binnen kurzem wieder in normalem Zustande 
an die Front zu schicken. Der Ausfall an tüchtigen Führern ist natürlich 
nicht in der gleichen sozusagen automatischen Weie zu ersetzen, indes sollte 
man meinen, daß sich in einem Heere, das vor nur neun Jahren im Feuer 
eines langwierigen Krieges gestanden hat, eine nicht geringe Zahl er- 
probter Offiziere zu finden ist, die sich für die Aufgabe des höheren Kom- 
mandos gqualifizieren. Wenn der Sieg das kriegerische Feuer schürt und 
damit neue Siege vorbereitet, so kann auch der Mißerfolg, indem er über 
Blut und Leichen kostbare Erfahrung reifen läßt, der Träger schließlich 
dauernder Erfolge werden. Darum darf heute wohl der Hoffnung Aus- 
druck gegeben werden, daß die Opfer eines bösen Tages nicht umsonst ge- 
bracht sind und der blutgetränkte Boden reichlich Früchte tragen wird. 
 
	        
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