Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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Nachmittag begab sich die Kaiserin mit ihrer Begleitung nach Reustadt 
in Westpreußen, wo sie das dortige Flüchtlingslager in Augenschein 
nahm und bei den ostpreußischen Flüchtlingen längere Zeit verweilte. 
Die Munitionsversorgung der Engländer in Belgien. 
Der Direktor der Deutschen Bank, Dr. Helfferich, schreibt in der 
„Nordd. Allg. Ztg.“ in einer Schilderung seiner Eindrücke auf einer 
Fahrt durch das von unseren Truppen besetzte Belgien u. a.: „Wie eng- 
lische Soldaten, die bei den versuchten Ausfällen aus Maubeuge gefangen 
genommen worden sind, übereinstimmend erzählen, habe man ihnen in 
England bei ihrer Einschiffung nur von gemeinschaftlichen „Manövern“ 
mit französischen Truppen gesprochen; sie hätten auch keine scharfe Mu- 
nition mit sich geführt, sondern diese aus einem in Maubeuge eingerich- 
teten großen Depot erhalten. Es ist dabei zu beachten, daß das englische 
Kaliber nicht mit dem französischen identisch ist, das Munitionsdepot 
also speziell für englische Truppen dort bereit gehalten worden war 
Bei den englischen Soldaten wurden große Mengen von Dum--Dum-Ge- 
schossen mit trichterförmig ausgedrehter Spitze vorgefunden.“ 
Deutsche Reiter in Troyes. 
Haag, 9. September. Der „Nieuwe Rotterdamsche Courant“ be- 
richtet das Vordringen deutscher Reiter bis nach Troyes. 
Ein kräftiges bulgarisches Wort. 
Sofia, 9. September. Der hervorragende Militärschriftsteller 
Wassil Angelow schreibt in dem Blatte „Kambana“: Die Interessen 
Bulgariens erfordern, daß Rußland vernichtet werde. Von einem starken 
Rußland können wir nur Böses erwarten. Der Sieg Rußlands wäre 
für uns ein wahres nationales Unglück. Die Politik Hartwigs ist heute 
die Politik aller Russen. Ein großes Bulgarien würde von Rußland 
unabhängig sein und für Rußlands Aspirationen auf die Meerengen ein 
Hindernis bilden. Auf die Aufrufe russischer Panslawisten, daß Bul- 
garien Rußland beistehen solle, können wir nur antworten: Appelliert 
an keine brüderlichen und slawischen Gefühle mehr, weil ihr dieselben 
selbst begraben und Bulgarien in den Abgrund gestoßen habt. Glaubt 
ihr, daß ein Jahr genügt, um zu vergessen, daß das slawische Rußland 
das niedrigste Werk begangen hat, indem es Makedonien unter unseren 
Feinden aufgeteilt hat? Heute glaubt kein Bulgare mehr euren falschen 
Versprechungen und der Unterschrift eures Zaren. 
Ein holländisches Wort für die deutschen „Hunnen“. 
Gegen die sinnlosen Beschuldigungen vieler Blätter, als hätten die 
deutschen Truppen in Löwen wie Hunnen gehaust und die wertvollen 
Kunstsachen absichtlich vernichtet, protestiert der hervorragende hollän- 
dische Architekt Eduard Cuypers in einer an die größeren holländischen 
Blätter gerichteten und von diesen abgedruckten Zuschrift. Er sagt: „Ich 
habe, wie es mein Beruf mit sich brachte, die meisten Länder von Europa 
besucht. In Deutschland habe ich 30 Jahre lang das Streben und Schaf- 
fen des deutschen Volkes beobachtet. Ich habe das Glück gehabt, die per- 
sönliche Bekanntschaft von den bedeutendsten deutschen Architekten zu 
machen, die mir wiederholt ihre hohe Verehrung und Bewunderung der
	        
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