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Ein japanischer Lügenversuch.
Die „Nordd. Allg. Ztg.“ vom 11. September schreibt:
„In einem Interview soll der japanische Botschaftsrat in Rom
einem Vertreter der „Stampa“ gegenüber erklärt haben, der Krieg
zwischen Japan und Deutschland sei dadurch entstanden, weil Deutsch-
land der japanischen Regierung die — nicht in der Form eines Ultima-
tums verlangte — Zusicherung verweigert habe, daß das deutsche Ge-
schwader in Ostasien Frieden und Handel nicht durch kriegerische Ope-
rationen stören werde. Die Kriegserklärung Japans sei daher zum
Schutze seiner Interessen und zur Verhinderung der Lahmlegung seines
Handels nötig geworden.
Dieser Versuch einer Rechtfertigung des japanischen Vorgehens
gegen uns stellt die Wahrheit geradezu auf den Kopf. Von japanischer
Seite ist ein Verlangen, wie das von dem japanischen Botschaftsrat be-
hauptete, vor Ueberreichung des Ultimatums an Deutschland nicht ge-
stellt worden. Umgekehrt ist aber dem japanischen Geschäftsträger in
Berlin gerade von deutscher Seite — und zwar vor Ueberreichung des
japanischen Ultimatums — in Aussicht gestellt worden, daß das deutsche
Geschwader in Ostasien Befehl erhalten werde, sich feindseliger Hand-
lungen in den ostasiatischen Gewässern zu enthalten, falls Japan in dem
deutsch-englischen Konflikt neutral bleibe. Hierauf ist von japanischer
Seite eine Antwort überhaupt nicht erteilt worden.
Hierdurch wird zugleich die nach englischen Meldungen von dem
japanischen Minister des Aeußern Kato in der außerordentlichen Sitzung
des japanischen Parlaments vom 5. d. M. aufgestellte Behauptung wider-
legt, wonach es die Absicht Deutschlands gewesen sei, Kiautschou zur
Basis seiner Kriegsoperationen im fernen Osten zu machen.“
Die Niederlage der Montenegriner bei Bileca.
Wien, 9. September. Ueber die am 4. September gemeldete voll-
ständige Niederlage der Montenegriner bei Bileca gegen unsere dritte
Gebirgsbrigade unter Generalmajor Pongracz veröffentlichen die
Blätter einen ausführlichen Bericht, worin es heißt:
Die in der Linie Avtovac— Lipnik und südwärts stehende dritte Ge-
birgsbrigade begann am 30. August die Offensive gegen die im Raume
Bileca stehenden feindlichen eineinhalb Brigaden, die sich zu einem allge-
meinen Angriff auf die befestigten Stellungen von Bileca anschickten,
gegen die die Montenegriner an den drei vorausgegangenen Tagen be-
reits ein Bombardement aus schwerem Feldgeschütz mit geringem Erfolg
unterhalten hatte. Generalmajor Pongracz befahl allgemeinen in
Front geführten Angriff.
In den ersten Morgenstunden eröffneten unsere Truppen den
Kampf gegen den in Ueberzahl befindlichen Feind, der von serbischen
und russischen Offizieren geführt wurde. Den Oberbefehl über die Mon-
tenegriner führte Brigadier Vukotic, der als einer der besten montene-
grinischen Offiziere gilt. Die von unseren Truppen mit großem Schneid
eingeleiteten Gefechte warfen zwar die Montenegriner im ersten An-
sturm aus den durch Erdbefestigungen geschützten Stellungen. Es ge-
lang aber dem mit Bravour kämpfenden Feind, sich wieder zu sammeln
und Gegenstöße zu unternehmen. Unsere Truppen warfen jedoch am