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Abend des zweiten Kampftages den Feind neuerlich im Bajonettsturm,
wobei unsere Gebirgsartillerie den Montenegrinern sehr schwere Ver-
luste zufügte. Ein am dritten Kampftage unternommener letzter Ver-
such der Montenegriner, unsere vorgehenden Truppen aus den neuen
Stellungen wieder zu verdrängen, endete mit einem vollständigen Zu-
sammenbruch der Angreifer, die unter Zurücklassung schwerer Geschütze
und zweier Gebirgskanonen sich fluchtartig zurückzogen, ohne die Ver-
wundeten mitnehmen zu können.
150 Montenegriner wurden abgeschnitten und gefangen genommen.
Die Zahl der gefallenen Montenegriner ist sehr groß. Unsere Verluste
find relatio gering.
Der Dank Kaiser Franz Josefs an seine Heerführer.
Wien, 10. September. Der Kaiser hat den Armeekommandanten
von Auffenberg und Dankl, welche ihre heldenmütigen Truppen bei Ko-
marow bzw. Krasnik zum Siege führten, das Großkreuz des Leopold-
ordens mit der Kriegsdekoration und dem Generalmajor v. Pongracz in
Anerkennung seines heldenmütigen und erfolgreichen Wirkens gegen
Montenegro das Ritterkreuz des Leopoldordens mit der Kriegsdeko-
ration verliehen.
Der Großherzog von Hessen hat das von seinem Großoheim Groß-
herzog Ludwig III. am 25. August 1870 gestiftete Militärsanitätskreuz
wieder aufleben lassen. Die Vorderseite des Kreuzes erhält die Worte:
„Für Pflege der Soldaten 1914.“
Die Kaiserin in Westpreußen.
W.T. B. Danzig, 10. September. Ueber die gestrige Fahrt der
Kaiserin in den Kreis Neustadt wird noch berichtet, daß in dem dortigen
Kreise die ostpreußischen Flüchtlinge aus den Kreisen Gerdauen, Fried-
land und Rastenburg untergebracht sind. Die Fahrt erstreckte sich in der
Hauptsache auf die Ortschaften Gdingen, Kielau, Sagorsch, Rahmel,
Bohlischau und Kniewenbruch. Heute vormittag stattete die Prinzessin
August Wilhelm einem Hilfslazarett einen Besuch ab. Die Kaiserin be-
sichtigte nachmittags mit der Prinzessin August Wilhelm mehrere Laza-
rette in Zoppot und verweilte längere Zeit in der kronprinzlichen Villa
Seehaus. Die Abreise nach Berlin erfolgt voraussichtlich morgen vor-
mittag 11 Uhr.
Unerwarteter Erfolg der Fähre Saßnitz—Trelleborg.
Stockholm, 10. September. Der englische Dampfer „Thelma“
lief auf der Fahrt von Karlshamm nach Göteborg östlich von Smygehuk
absichtlich auf die Küste auf, da er sich von einem deutschen Kriegsschiff
verfolgt glaubte. Letzteres stellte sich aber als die harmlose deutsche
Fähre von Saßnitz nach Trelleborg, die allerdings schwarzen Kriegs-
anstrich führt, heraus. (Smuygehuk liegt einige Meilen östlich von Trelle-
borg an der südschwedischen Küste.)
Ein deutscher Minenleger vor Ostende.
Haag, 9. September. Das Postboot ist heute morgen nicht aus
Ostende ausgelaufen, angeblich, weil deutsche Fischerboote am Feuer-
schiff Minen ausgesetzt haben. Nach einer Reuter-Meldung sind deutsche