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man dies an Bord des Zerstörers bemerkte, wurde von Deck aus eine
scharfe Granate in das Boot geworfen, die aber, ohne zu krepieren, liegen
blieb. Ferner wurden von dem Zerstörer aus noch einige Revolverschüsse
auf das Boot abgegeben, ebenfalls ohne Erfolg. So der tatsächliche
Hergang. "
Die englischen Erzählungen von der mit einem großen Aufwand
von Edelmut bewirkten Rettung der deutschen Seeleute sind ebenso er-
dichtet wie die sogar von amtlicher englischer Seite verbreitete schamlose
Verdächtigung, daß die deutschen Offiziere mit Mehrladepistolen auf ihre
eigenen im Wasser schwimmenden Leute geschossen hätten. (Rundschau,
11. September.)
Unerhörte Verleumdungen.
Berlin, 10. September. Folgende „amtliche Mitteilung des
englischen Generalkonsuls für die Niederlande in Rotterdam“, die unter
dem 4. September als Flugblatt in holländischer Sprache in den
Straßen verteilt wurde, zeigt erneut, mit welchen Waffen unsere Gegner
kämpfen. Sie lautet in Uebersetzung:
„Wie wir vernehmen, sind zahlreiche Gerüchte im Umlauf, wonach
sogenannte Dum-Dum-eschosse im Besitz englischer Soldaten gefunden
sein sollen. Ebenso verlautet, daß bei dem letzten Seegefecht bei Helgo-
land mehr Deutsche durch die englischen Kriegsschiffboote hätten ge-
rettet werden können, doch habe man sie ertrinken lassen, ohne alle mög-
lichen Anstrengungen zu ihrer Rettung gemacht zu haben. Beide Ge-
rüchte und Erklärungen sind ganz und gar unwahr und böswillig in Um-
lauf gesetzt. Kein einziges Dum-Dum-eschoß ist von englischen Sol-
daten verwendet worden. Was die Beschuldigung anbetrifft, daß man
die Deutschen habe ertrinken lassen, so muß festgestellt werden, daß die
deutschen Offiziere auf ihre eigenen Mannschaften geschossen haben, um
zu verhindern, daß sie sich von den durch die Engländer ausgesetzten
Booten aufnehmen ließen. Ferner steht fest, daß die deutschen Kriegs-
schiffe auch auf die englischen Rettungsboote schossen, während diese die
Verwundeten und im Wasser treibenden deutschen Seeleute retteten.“
Daß bei den englischen Soldaten Dum-Dum-eschosse gefunden
worden sind, bedarf nach dem Telegramm Seiner Mojestät des Kaisers
an den Präsidenten der Vereinigten Staaten keiner weiteren Bestäti-
gung. Die unerhörten Verleumdungen, deutsche Seeoffiziere hätten auf
ihre im Wasser schwimmenden Mannschaften und deutsche Kriegsschiffe
auf die bei der Rettungsarbeit befindlichen Boote geschossen, stehen zu
tief, um auch nur eines Wortes gewürdigt zu werden. (W. T. B.)
Der Telegrammwechsel zwischen Joffre und Kitchener.
Die Depesche, die Lord Kitchener an Millerand sandte, hat folgen-
den Wortlaut:
„Wollen Sie meinen aufrichtigsten Dank für das Telegramm, das
Sie die Güte hatten, an mich zu richten, empfangen und dem Generalis-
simus Joffre übermitteln. Ich bitte Sie, mir zu glauben und es auch
General Joffre sagen zu lassen, wie glücklich das englische Heer ist, mit
dem französischen Heere zusammen zu arbeiten und wie stolz wir sind