Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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Mann. Die Verluste betrugen 14 000 Mann: Diese Einzelheiten stam- 
men von verwundeten belgischen Offizieren. 
Die Hinterlist der Russen. 
W. T.B. Wien, 10. September. (Drahtber.) In den Abend- 
blättern veröffentlicht ein verwundeter Offizier Erzählungen verwun- 
deter Soldaten, die bei Tomaschow und Lublin gekämpft huben. Die 
Soldaten erzählen: Am Waldrande von Tomaschow schmenkten die 
Russen in den angegriffenen Feldschanzen weiße Fahnen und legten die 
Gewehre nieder. Der Regimentskommandant ließ das Feuoer einstellen 
und wollte die Gefangennahme einleiten. Sein ruhig marschierendes 
Regiment wurde hierauf mit Feuer überschüttet. Die russischen Mu- 
schinengewehre waren auf Bäumen postiert. Selbst eine Sanitätsanstalt. 
wurde durch Schrapnelle vernichtet, Aerzte und Verwundete getötet. Die 
Verwundeten wurden ausgeraubt, alle Ortschaften, aus denen die Russen 
zurückgehen, sind Schutthaufen. Einige Artilleristen, welche sich in ver- 
gifteten Brunnen wuschen, weisen schreckliche Hautwunden am Gesicht, 
am Hals und an den Händen auf. 
Die Neutralität der Türkei nicht käuflich. 
W.T.B. Konstantinopel, 11. September. (Drahtb.) Aus 
Besorgnis vor einem vermeintlichen Eingreifen der Türkei zugursten 
Deutschlands und Oesterreich-Ungarns haben die drei Ententemächte der 
Türkei ihr Einverständnis mit der Abschaffung der Kapitulationen für 
den Fall zu erkennen gegeben, daß die Türkei in dem gegenwärtigen 
Kriege neutral bleiben würde. Die Pforte hat erwidert, daß ihre Neu- 
tralität nicht käuflich sei. Sie hat aber gleichzeitig aus der Eröffnung 
der Entente-Botschafter die Folgen gezogen, indem sie ein Kaiserliches 
Irade erwirkt hat, das die Kapitulationen aufhebt. 
Aufruf des Generalgouverneurs von Belgien. 
Der Generalgouverneur von der Goltz hat folgenden Anschlag 
verbreitet: 
Seiner Majestät dem Deutschen Kaiser hat es gefallen, mich nach 
der Einnahme des größten Teils des belgischen Bodens zum General- 
gouverneur von Belgien zu ernennen. Ich habe den Sitz der allge- 
meinen Regierung nach Brüssel gelegt, und zwar in das Ministerium 
für Kunst und Wissenschaft. Im Auftrage Seiner Mojestät des Kaisers 
ist eine bürgerliche Behörde hinzugefügt worden, die ihren Sitz im 
Kriegsministerium hat, und deren Vorsteher Exzellenz von Sandt ist. 
ie deutschen Truppen setzen ihren Siegeszug in Frankreich fort. 
Meine Aufgabe ist es, Ruhe und Ordnung in Belgien zu handhalen. 
Jede feindliche Handlung von seiten der Einwohner, jeder Plan, um 
Verbindungen mit Deutschland zu zerstören, Bahnen, Telegraphen 
und Telephone zu beschädigen, werden auf das strengste bestraft. Feder 
Versuch eines Aufstandes wird auf das rücksichtsloseste unterdriickt 
werden. Es ist die Härte des Krieges, daß bei Bestrafungen von feinb- 
lichen Handlungen außer den Schuldigen auch Unschuldige getroffen 
werden. Um so mehr ist es Pflicht aller verständigen Bürger, einen 
Druck auf alle überwollenden Elemente der Bevölkerung auszuüben, 
um diese niederzuhalten.
	        
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