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Die belgischen Bürger, die friedlich ihrem Geschäfte nachgehen,
werden von seiten der deutschen Truppen und der Regierung nichts
zu befürchten haben. Soviel als möglich muß der Handel wieder-
hergestellt, müssen die Fabriken wieder arbeiten, und muß die Ernte
hereingeholt werden.
Bürger Belgiens! Ich verlange von niemandem, seine vater-
ländischen Gefühle abzuschwören, aber ich erwarte von allen eine ver-
ständige Unterwerfung und einen vollkommenen Gehorsam unter die
Befehle des Generalgouverneurs. Ich rufe Euch auf, Vertrauen zur
Regierung zu haben. Diesen Aufruf richte ich besonders an die Staats-
und Gemeindebehörden, die auf ihrem Posten geblieben sind. Je mehr
der Aufruf befolgt wird, desto mehr dient Ihr Euerem Vaterlande.
Gegeben, Brüssel, 2. September 1914.
Der Generalgouverneur von der Goltz, Feldmarschall.
Ein Appell der Ukrainer an die Bulgaren.
Sofia, 11. September. Utro veröffentlicht einen Appell der
Ukrainer an das bulgarische Volk, in dem es heißt, Bulgarien habe im
vorigen Jahre als erstes Land seine sogenannte slawische Politik büßen
müssen. Diese rein russische Politik habe den Raub Makedoniens seitens
Serbiens herbeigeführt. Rußland verfolge unter dem Deckmantel slawi-
scher Einheit das Ziel, alle Slawen zu unterjochen und ihnen dasselbe
unglückliche Schicksal zuteil werden zu lassen, welchem die anderen Völker
verfallen seien, die das Unglück gehabt hatten, unter russische Herrschaft
zu kommen. Der Sieg Rußlands würde nur der Sieg des Absolutismus
über Demokratie und europäische Kultur bedeuten und die Knechtschaft
vieler slawischer Völker verlängern. Ukrainer und Bulgaren müßten
handeln. Ihre historische Aufgabe sei, die dreisten Lügen der Pan-
slawisten zu zerstören. Der Appell schließt: Bulgaren, in diesem heiligen
Feldzuge gegen die russische Herrschaft stehen wir mit euch und den
Völkern Oesterreich-Ungarns und Deutschlands auf einer Seite. Mit
verhaltenem Atem folgt der Bund zur Befreiung der Akraine euren
Vorbereitungen zur Abrechnung mit Rußland und zu eurer Verstän-
digung mit Rumänien und der Türkei.
Ein englisches Kriegsschiff in der Nordsee gesunken.
Die „Daily Chronicle“ veröffentlicht in ihrer Ausgabe vom 4. Sep-
tember folgenden Bericht des englischen offiziellen Preßbureaus: „Eine
Meldung von dem kommandierenden Offizier H. M. S. Schiff „Speedy
berichtet, daß der Dampfer „Linsdell“ am Donnerstag morgen auf eine
Mine gestoßen und gesunken ist. Eine Viertelstunde später stieß auch die
„Speedy“ auf eine Mine und sank, etwa 30 Meilen von der Ostküste
entfernt. Die „Speedy“ war ein Kriegsfahrzeug, das zum Zweck des
Fischereischutzes in der Nordsee diente und 1893 gebaut war. Bei dem
Untergang der beiden Schiffe sind mehrere Personen umgekommen und
verwundet worden.
1 Die Kämpfe der Oesterreicher.
W.T. B. Wien, 11. September. (Drahtb.) Telegramme der
Kriegsberichterstatter aus dem Kriegspressequartier melden übereinstim-
mend, daß die Kämpfe um Lemberg mit unverminderter Heftigkeit fort-