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dauern. Die Offensive der österreichisch-ungarischen Truppen, deren Elan
unbeschreiblich ist, mache große Fortschritte. Die Lage werde zuversicht-
lich beurteilt. Erzherzog-Thronfolger Karl Franz Josef habe eestern die
Feuertaufe erhalten. Während des Kampfes befand sich Armeeober-
kommandant Erzherzog Friedrich mit seinem Generalstabschef General
der Infanterie Freiherrn Conrad von Hoetzendorff auf dem Schlachtfelde.
W. T. B. Wien, 10. September. Die „Neue Freie Presse“ gibt
solgende Uebersicht über die Kämpfe auf dem nördlichen Kriegsschauplatz:
Die Reihe der Schlachten und Kämpfe begann mit der dreitägigen
Schlacht, welche die Armee Dankl bei Krasnik siegreich lieferte. Am
25. August begann die Armee Auffenberg ihren glorreichen Feldzug, der
in den Schlachten und Siegen bei Zamosc und Komarow gipfelte. Am
28. August wurde das Eingreifen der Gruppe des Erzherzogs Josef Fer-
dinand fühlbar. Am 30. und 31. August erfolgten die umfassenden
Operationen, und am 1. September war der Sieg entschieden, dessen
äußere Zeichen beinahe zwanzigtausend Gefangene und zweihundert er-
beutete Geschütze waren. Inzwischen hatte die Armee Dankl am 27. August
eine zweite Schlacht bei Niedrzewicza und drang nach Ueberwindung des
Feindes bis gegen Lublin vor. Die Armee Auffenberg meldete am
4. September, daß der Feind in vollem Rückzuge sei, von den Unfrigen
mit ganzer Kraft verfolgt.
Eine Depesche unseres Kriegskorrespondenten vom 4. September
meldete gleichfalls die energische Verfolgung des Feindes. Zwischen dem
4. September und heute ist über die Armee Auffenberg keine amtliche
Meldung veröffentlicht worden. Wir sind überzeugt, daß diese fünf Tage
nicht verloren gingen und bis. aufs äußerste mit der Tatkraft, welche
unsere Armee und ihre Führer auszeichnen, ausgenutzt wurden. Was
die Armee Dankl betrifft, so meldeten wir am 7. September, daß sie sich
neuerdings in heftigem Kampfe bei Lublin befinde, wo der Feind mit
der Bahn namhafte Verstärkungen herangezogen hat. Weiter wird be-
richtet, daß eine Gruppe unter General Kestranek die Russen zurück-
schlug und sechshundert Gefangene einbrachte. Das Comminiqué vom
3. September, betreffend die Kämpfe in Ostgalizien, umfaßt den Zeit-
raum vom 27. bis 30. August. Es stellte fest, daß wir in allen Schlachten
und Kämpfen mit den Russen etwa vierzig Infanteriedivisionen und elf
Kavalleriedivisionen gegen uns hatten, und daß mindestens die Hälfte
dieser Truppen unter großen Verlusten zurückgewiesen wurde. Das
Kriegsbulletin vom 7. September meldete, daß Ruhe auf den Kampf-
plätzen von Ostgalizien herrsche. Nach dieser Ruhe ergriff gestern unsere
Armee die Offensive und setzt sie heute fort. Die Stimmung ist zuversicht-
lich, und mit Vertrauen erwarten wir das Ergebnis.
Englische Staatsmänner über ihren serbischen Bundesgenossen.
Wien, 11. September. Der Chefredakteur der „Wiener Allge-
meinen Zeitung“, der zur hiesigen englischen Botschaft rege Beziehungen
unterhielt, veröffentlicht folgende Aeußerungen englischer Staats-
männer über Serbien: Im Jahre 1909 während der Annexion -krise sagte
der damalige Botschafter am Wiener Hof, Sir Fairfax Cartwright, zu
ihm: „Machen Sie den Krieg und schlagen Sie schnell und stark, damit
die Sache ein Ende hat, bevor Ihnen andere in den Arm fallen können.
Das Verschwinden Serbiens wäre ein Glück für ganz Europa.“ Im