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Dampferdienst zwischen Folkestone und Ostende ohne Verzug zu unter-
brechen. Der Dienst zwischen Folkestone und Boulogne dauert an.
Ein englischer Bericht über die Scheußlichkeiten der Turkos.
Ein Kriegsberichterstatter des Londoner „Daily Expreß“ veröffent-
licht in dem genannten Blatte am 9. September folgendes:
„Unter den Verwundeten zu Dinard befinden sich auch eine Anzahl
von Turkos, eine 7 Gesellschaft. Einer dieser mittelalterlichen „Sport-
männer“ brachte in seinem Rucksack den Kopf eines Deutschen mit, und er
wurde halb toll, als man ihm denselben wegnahm. Er betrachtete diesen
Kopf als das kostbarste Souvenir in der Welt, und man mußte ihm Geld
geben, um ihn ruhig zu halten. Am Nachmittag, als ich ihn im Hospital
aufsuchte, war er noch wütend und erklärte, daß er seine Trophäe haben
müsse. Sechs deutsche Verwundete sind in einem anderen Hospital, und
die Turkos haben das Gelübde getan, sie zu töten.“
Der Berichterstatter erzählt diese Scheußlichkeiten ohne ein Wort der
Mißbilligung; sie sind einander wert.
Wie die Russen die Feste Boyen „nehmen“ wollten.
Das „Berliner Tageblatt“ vom 13. September bringt einen in ost-
preußischen Blättern veröffentlichten Bericht über die Zernierung der
Festung Boyen durch die Russen, der nicht nur für die Tapferkeit des
Festungskommandanten spricht, sondern auch ein bemerkenswertes Aner-
kenntnis für die Art der deutschen Kriegführung enthält. Am 14. August
um 5.40 Uhr früh sandte der Führer der Zernierungstruppen an den Kom-
mandanten der Feste Boyen folgendes Schreiben:
An den Kommandanten von der Festung Lötzen!
Lötzen ist schon von den Truppen der russischen kaiserlichen Armee
ganz eingeschlossen. Unnützlich ist eine weitere Verteidigung der Festung.
Mir ist befohlen, Sie zu beauftragen, die Festung freiwillig uns zu über-
eben — damit kann man vermeiden unnützliche Verluste. Sie haben zu
Ihrer Verfügung vier Stunden, um die unsere Bedingung zu überlegen.
Wenn Sie nicht wollen mit dieser Bedingung zufrieden sein, so wicd man
mit offener Kraft die Festung nehmen und in diesem Falle doch kein Stein
auf Stein nicht gelassen wird. Chef der Kolonne
gez. Konwratjew.
D Die Antwort des Festungskommandanten traf umgehend ein. Sie
autete:
„Euer Exzellenz!
Euer Exzellenz bringe ich mein lebhaftes Bedauern zum Ausdruck, daß
die von Euer Exzellenz vorgeschickten Parlamentäre, ein Major, ein Adju-
tant, ein Trompeter, von meinen Truppen angeschossen worden find. Ein
vorgeschobener Posten hat sie von der Seite bzw. vom Rücken aus gesehen
und will die Parlamentärflagge nicht bemerkt haben. Ich werde den Vor-
fall peinlich untersuchen und stelle strenge Bestrafung in Aussicht. Euer
Exzellenz können versichert sein, daß von meinen Truppen streng nach den
Gesetzen des Völkerrechts gehandelt wird. Die Verwundeten sind in das
Lazarett ausgenommen; sie erhalten dort beste Pflege und werden nicht als
Gefangene behandelt. Sobald es deren Zustand erlaubt, werden diese aus-
geliefert werden.