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deur Prinz Oskar ist, zu begrüßen und zu dem Siege, den das Regiment
errungen hatte, zu beglückwünschen. Es war am 1. September. Das
Regiment war in einem feindlichen Dorfe einquartiert. Da wurde gegen
Abend gemeldet, daß der Kaiser sein Regiment besuchen wollte. Schon
wenige Minuten später, als sich kaum das Regiment aufgestellt hatte, traf
der Kaiser mit seiner Begleitung in fünf Automobilen dort ein. Der Kaiser
begrüßte zunächst mit Umarmung und Kuß seinen Sohn, den Prinzen
Oskar, und schritt dann die Fronten des Regiments ab, dabei fortwährend
die Mannschaften begrüßend: „Morgen, Grenadiere!“ Bei der Maschinen-
gewehr-Kompagnie blieb der Kaiser einen Augenblick stehen und fragte die
Mannschaften: „Na, habt Ihr eine gute Schußzahl?“ Hierauf erfolgte die
kräftige Antwort: „Jawohl Majestät!“ Seine Mojestät fragte dann
weiter: „Wieviel Prozent Treffer?“, worauf der Reservist Fischer prompt
antwortete: „100 Prozent Treffer, Majestät!“ Der Kaiser lachte. Er
ging dann in die Mitte des Vierecks und hielt eine Ansprache, in welcher
er nach dem „Liegnitzer Tageblatt“ ungefähr folgendes ausführte:
„Ich begrüße Euch als Chef und sage Euch Meinen Dank. Ich habe
das Regiment schon oft bei Paraden und im Manöver gesehen. Eine be-
sondere Freude ist es Mir, Euch auf erobertem Boden zu begrüßen. Das
Regiment hat sich geschlagen, wie Ich es erwartet habe und wie es Eure
VBäter 1870/71 getan haben. Die Schlacht bei Virton wird in der Kriegs-
geschichte für ewige Zeiten mit goldenen Lettern eingegraben sein. Als.
das Regiment ausrückte, habe Ich die Hoffnung ausgesprochen, daß
das Regiment sich wie unfre Väter bei Weißenburg und Wörth schlagen
werde. Auch unsre Kameraden der Ostarmee haben sich bereits trefflich
geschlagen unter dem Generalobersten v. Hindenburg. Auch die Armee des
Kronprinzen, die 4. Armee unter Herzog Albrecht von Württemberg sind
siegreich vorgegangen. Die Feinde ziehen sich fluchtartig zurück. Die Ost-
armee hat drei russische Korps über die Grenze geworfen und zwei russische
Korps haben auf offenem Felde kapituliert und 60 000 Mann (die Zahl.
ist bereits auf 92000 Mann gestiegen) mit zwei Generalen sind kriegs-
gefangen. Alle diese Siege haben wir Einem zu verdanken, und das ist
unser alter Gott, der über uns ist!“ (Kreuzztg. 436, 13. Sept.)
Englische und französische Ableugnungen.
Die britische Regierung läßt, wie gemeldet, durch ihre Konsulate in
den Niederlanden eine vom 6. September datierte offizielle Mitteilung ver-
breiten, in der bestritten wird, daß die englischen und französischen Truppen
Dum-Dum-eschosse verbreiten. Die Erklärung hat nach einem der „Täg-
lichen Rundschau“ zugegangenen Exemplar folgenden Wortlaut:
„Amtliche Mitteilung von S. Britannischen Mojestät Regierung.
6. September 1914. Seiner Majestät Regierung erklärt öffentlich und amt-
lich, daß die vom deutschen Generalstab gemachte Mitteilung, wonach Dum-
Dumeschosse bei französischen und englischen Gefangenen gefunden wor-
den sind, völlig unwahr ist. Weder die britische noch die französische Armee
hat irgendwelche Muster von Gewehr= oder Revolvermunition in ihrem
Besitz oder verteilt, die von den erlaubten, in keiner Beziehung die Bestim-
mungen der Haager Konvention verletzenden abweichen.
(Voss. Ztg., 13. Sept.) gez. Grey.
Auswärtiges Amt, London.“