Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

— 317 — 
deur Prinz Oskar ist, zu begrüßen und zu dem Siege, den das Regiment 
errungen hatte, zu beglückwünschen. Es war am 1. September. Das 
Regiment war in einem feindlichen Dorfe einquartiert. Da wurde gegen 
Abend gemeldet, daß der Kaiser sein Regiment besuchen wollte. Schon 
wenige Minuten später, als sich kaum das Regiment aufgestellt hatte, traf 
der Kaiser mit seiner Begleitung in fünf Automobilen dort ein. Der Kaiser 
begrüßte zunächst mit Umarmung und Kuß seinen Sohn, den Prinzen 
Oskar, und schritt dann die Fronten des Regiments ab, dabei fortwährend 
die Mannschaften begrüßend: „Morgen, Grenadiere!“ Bei der Maschinen- 
gewehr-Kompagnie blieb der Kaiser einen Augenblick stehen und fragte die 
Mannschaften: „Na, habt Ihr eine gute Schußzahl?“ Hierauf erfolgte die 
kräftige Antwort: „Jawohl Majestät!“ Seine Mojestät fragte dann 
weiter: „Wieviel Prozent Treffer?“, worauf der Reservist Fischer prompt 
antwortete: „100 Prozent Treffer, Majestät!“ Der Kaiser lachte. Er 
ging dann in die Mitte des Vierecks und hielt eine Ansprache, in welcher 
er nach dem „Liegnitzer Tageblatt“ ungefähr folgendes ausführte: 
„Ich begrüße Euch als Chef und sage Euch Meinen Dank. Ich habe 
das Regiment schon oft bei Paraden und im Manöver gesehen. Eine be- 
sondere Freude ist es Mir, Euch auf erobertem Boden zu begrüßen. Das 
Regiment hat sich geschlagen, wie Ich es erwartet habe und wie es Eure 
VBäter 1870/71 getan haben. Die Schlacht bei Virton wird in der Kriegs- 
geschichte für ewige Zeiten mit goldenen Lettern eingegraben sein. Als. 
das Regiment ausrückte, habe Ich die Hoffnung ausgesprochen, daß 
das Regiment sich wie unfre Väter bei Weißenburg und Wörth schlagen 
werde. Auch unsre Kameraden der Ostarmee haben sich bereits trefflich 
geschlagen unter dem Generalobersten v. Hindenburg. Auch die Armee des 
Kronprinzen, die 4. Armee unter Herzog Albrecht von Württemberg sind 
siegreich vorgegangen. Die Feinde ziehen sich fluchtartig zurück. Die Ost- 
armee hat drei russische Korps über die Grenze geworfen und zwei russische 
Korps haben auf offenem Felde kapituliert und 60 000 Mann (die Zahl. 
ist bereits auf 92000 Mann gestiegen) mit zwei Generalen sind kriegs- 
gefangen. Alle diese Siege haben wir Einem zu verdanken, und das ist 
unser alter Gott, der über uns ist!“ (Kreuzztg. 436, 13. Sept.) 
Englische und französische Ableugnungen. 
Die britische Regierung läßt, wie gemeldet, durch ihre Konsulate in 
den Niederlanden eine vom 6. September datierte offizielle Mitteilung ver- 
breiten, in der bestritten wird, daß die englischen und französischen Truppen 
Dum-Dum-eschosse verbreiten. Die Erklärung hat nach einem der „Täg- 
lichen Rundschau“ zugegangenen Exemplar folgenden Wortlaut: 
„Amtliche Mitteilung von S. Britannischen Mojestät Regierung. 
6. September 1914. Seiner Majestät Regierung erklärt öffentlich und amt- 
lich, daß die vom deutschen Generalstab gemachte Mitteilung, wonach Dum- 
Dumeschosse bei französischen und englischen Gefangenen gefunden wor- 
den sind, völlig unwahr ist. Weder die britische noch die französische Armee 
hat irgendwelche Muster von Gewehr= oder Revolvermunition in ihrem 
Besitz oder verteilt, die von den erlaubten, in keiner Beziehung die Bestim- 
mungen der Haager Konvention verletzenden abweichen. 
(Voss. Ztg., 13. Sept.) gez. Grey. 
Auswärtiges Amt, London.“
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.