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Eine milde Strafe.
Der Kronprinz hatte bekanntlich bei der Einnahme der Festung
Longwy dem Kommandanten für die tapfere Verteidigung des Platzes den
Degen belassen. Wie nunmehr verlautet, gab der Kronprinz Befehl, dem
Kommandeur den Degen wieder abzunehmen, nachdem sich herausgestellt
hat, daß bei der Verteidigung von Longwy Dum-DumSeschosse verwendet
worden sind. Der Kommandeur will von dem Vorhandensein der Dum-
Dum-Geschosse nichts gewußt haben. Aber wo ist ein Kommandeur für
seine Truppen nicht verantwortlich? Die Strafe ist deshalb verdient, wenn
sie auch sehr milde ist. (Voss. Ztg., 13. Sept.)
Eine englische Stimme flir uns.
Frankfurta. M., 12. September. Die „Frankf. Ztg.“ meldet aus
Stockholm: Die Wahrheit über Löwen bricht sich selbst in England Bahn.
In der „Westminster Gazette“ schreibt ein früheres Parlamentsmitglied:
„Wenn die städtische Bevölkerung plötzlich aus den Häusern auf die deutschen
Soldaten feuerte, so mußte dicher wahnsinnige Akt zu gerechten Folgen
führen. Der Feldmarschall Lord Roberts ließ bei gleichen Vergehen auch
Burenfarmen einäschern.“ (Voss. Ztg., 13. Sept.)
Die Festftellung der belgischen Greucl.
Köln, 12. September. Aus Brüssel vorliegende Berichte enthalten
neue Feststellungen zu den Greueltaten der belgischen Zivilbevölker#ung
gegen die deutschen Truppen. In Löwen sind über 200 deutschen Soldaten
einem regelrecht organisierten Mordplan der Bevölkerung zum Opfer ge-
fallen, ein großer Teil von ihnen wurde hingeschlachtet, als sie sich zur
Ruhe niedergelegt hatten. GEleichzeitig mit dem Schießen in Löwen begann
auch in fast allen umliegenden Dörfern eine regelrechte Mordjagd auf die
deutschen Truppen. In Löwen sind etwas über 360 Belgier, darunter fast
die Hälfte Frauen, in deutscher Haft, in Lüttich über 120 und im Bezirk
Brüssel gleichfalls mehr als 350 Belgier, die aus dem Hinterhalt deutsche
Truppen erschossen und die Verwundeten durch brutale Verstümmelungen
gemartert hatten. Sobald das Endergebnis der Untersuchung vorliegt,
wird die deutsche Regierung dieses gleichfalls zur Kenntnis des neutralen
Auslandes bringen, und um den Lügen der Feinde wirksam zu begegnen,
ist eine ganze Anzahl unparteiischer fremdländischer Kriegskorrespondenten
schon jetzt zu den Einzelfeststellungen hinzugezogen worden. (Nat.-Stg.)
Großer Sieg des Generalobersten v. Hindenburg.
Großes Hauptquartier, 12. September. Die Armee des
Generalobersten v. Hindenburg hat die russischen Armee in Ostpreußen nach
mehrtägigem Kampf vollständig geschlagen. Der Rückzug der Russen ist
zur Flucht geworden.
Generalobenrst v. Hindenburg hat in der Verfolgung bereits die
Grenze überschritten und meldet bisher über zehntausend unverwundete
Gefangene. Etwa achtzig Geschütze, außerdem Maschinengewehre, Flug-
zeuge, Fahrzeuge aller Art sind erbeutet. Die Kriegsbeute steigert sich fort-
gesetzt. (W.T.B.) Der Generalquartiermeister v. Stein.