Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

der Serben gingen. Der serbische Soldat ist nicht feige; zwar haben sich 
viele gefangen nehmen lassen, jedoch nur, um uns durch falsche Angaben zu 
täuschen, oder zu meuchelmbrderichem Zweck. Es ist vorgekommen, daß 
Gefangene versteckt gehaltene ndgranaten auf die sie begleitende 
Patrouillen warfen und dann die Verwirrung benutzend, flüchteten. Weiber 
kämpfen mit Gewehren, Kinder werfen aus dem Hinterhalte Hand- 
granaten; ein zwölfjähriges serbisches Mädchen, das mit Gewehrschüssen in 
den Beinen im Spital zu Neufatz liegt, rühmt sich, sechzehn Bomben auf die 
österreichisch-ungarischen Soldaten geworfen zu haben. Die Serben be- 
schießen auch Verbandplätze. 
Die Aufhebung der Kapitulationen in der Türkei. 
W.T.B. Konstantinopel, 14. September. Den Blättern zu- 
folge bereite die Regierung ein Gesetz vor, in welchem der Tag, an dem die 
Aufhebung der Kapitulationen erfolgte, als nationaler Feiertag erklärt 
wird. Ferner wird ein Gesetz vorbereitet, das die Vorschriften enthält, die 
an die Stelle der Bestimmungen der Kapitulationen treten sollen. Die 
remden Schulen werden als ottomanische Privatschulen betrachtet. Die 
forte wird vom 1. Oktober ab Zucker, Kaffee, Tee, Petroleum, Alkohol, 
Zündhölzchen, Zigarettenpapier und Spielkarten mit einer Verbauchssteuer 
belegen. Die „Frankf. Ztg.“ meldet aus Newyork: Infolge der Ab- 
alluuns der Kapitulationen mit der Türkei fürchten einige Sekten, wie die 
resbyterianer, ihre Schulen könnten leiden, aber die Regierung ist 
darüber unbesorgt. 
Französische Anerkennung der deutschen Flugleistungen. 
Kopenhagen, 12. September. „Politiken“ wird aus Paris eine 
bemerkenswerte französische Anerkennung deutscher Flugleistungen mit- 
geteilt. Eine von Nordost kommende deutsche Taube überflog Versailles; 
der Führer entdeckte aber augenscheinlich die dortigen Verteidigungsmaß- 
nahmen gegen ein Luftbombardement. Der Flieger wandte um und ent- 
kam trotz hitziger Verfolgung mehrerer französischer Flieger. Die deutschen 
Flugzeuge leisteten überhaupt vortreffliche Arbeit. Sobald französische 
Truppen irgendwo Aufstellung genommen haben, erhalten sie durch deutsche 
Flieger Besuch, die sich die Stellung der feindlichen Truppen merken. So- 
bald die Flieger zu den deutschen Linien zurückgekehrt find, pflegt sich die 
Flugrichtung der deutschen Granaten zu verändern. Diese Beobachtung kann 
man nach jeder neuen Rekognoszierung deutscher Flugmaschinen machen. 
(Voss. Ztg., 13. Spt.) 
Ungeheuerliche französische Lügen. 
W.T. B. Berlin, 13. September. Nach einer Meldung aus Kopen- 
hagen hat die dortige französische Gesandtschaft sich nicht entblödet, folgendes 
zu verbreiten: 
Französische Rote-Kreuz-Schwester Marcelle Jony habe unter Aner- 
bieten eidlicher Erhärtung vor Gericht in Nancy Nachstehendes erklärt: Am 
15. August nach dem Gefecht bei Moncel sur Seille wurden zwei Mit- 
schwestern und ich zum Dienst auf das in deutschem Besitz verbliebene 
Schlachtfeld entsandt. Auf der Wahlstatt sahen wir einen bayerischen 
Offizier und einen Soldaten im Begriff, zwei verwundeten Franzosen die 
Ohren abzuschneiden; der eine war ein Offizier. Als ich und meine beiden 
 
	        
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