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Der englische Premierminister hat in seiner Guildhall-Rede für Eng—
land die Beschützerrolle der kleineren und schwächeren Staaten in Anspruch
genommen und von der Neutralität Belgiens, Hollands und der Schweiz
g#orochen die von Deutschland gefährdet sei. Es ist richtig, wir haben
elgiens Neutralität verletzt, weil die bittere Not uns dazu zwang. Aber
wir hatten Belgien volle Intregität und Schadloshaltung zugesagt, wenn
es mit dieser Notlage rechnen wollte. Belgien wäre dann ebensowenig
etwas geschehen, wie zum Beispiel Luxemburg. Hätte England, als Schützer
der schwächeren Staaten, Belgien unendliches Leid ersparen wollen, dann
hätte es ihm den Rat erteilen müssen, unser Anerbieten anzunehmen. „Se-
schützt"“ hat es unseres Wissens Belgien nicht. Ist also England wirklich
ein so selbstloser Beschützer? Wir wissen gennau, daß der französische Kriegs-
plan einen Durchmarsch durch Belgien zum Angriff auf die unbeschützten
Rheinlande vorsah. Gibt es jemand, der glaubt, England würde dann
zum Schutze der belgischen Freiheit gegen Frankreich eingeschritten sein?
Die Neutralität Hollands und der Schweiz haben wir streng respektiert
und auch die geringste Grenzüberschreitung des Niederländischen Limburg
peinlichst vermieden. Es ist auffällig, daß Herr Asquith nur Belgien, Hol-
land und die Schweiz, nicht aber auch die skandinaopischen Länder erwähnt.
Die Schweiz mag er genannt haben im Hinblick auf Frankreich. Holland
und Belgien aber liegen England gegenüber an der anderen Küste des
Kanals; darum ist England um die „Neutralität“ dieser Länder so besorgt.
Warum schweigt Herr Asquith von den skandinavischen Reichen? Vielleicht
weil er weiß, daß es uns nicht in den Sinn kommt, die Neutralität dieser
Länder anzutasten? Oder sollte England etwa für einen Vorstoß in die
Ostsee oder für die Kriegführung Rußlands die dänische Neutralität doch
nicht für ein noli me tangere halten? Herr Asquith will glauben machen,
daß der Kampf Englands gegen uns ein Kampf der Freiheit gegen die
Gewalt sei. An diese Ausdrucksweise ist die Welt gewöhnt. Im Namen
der Freiheit hat England mit Gewalt und einer Politik des rücksichtslosesten
Egoismus sein gewaltiges Kolonialreich begründet. Im Namen der Frei-
heit hat es noch um die Wende dieses Jahrhunderts die Selbständigkeit der
Burenrepubliken vernichtet. Im Namen der Freiheit behandelt es jetzt
Aegypten, unter Verletzung internationaler Verträge und eines feierlich
gegebenen Versprechens, als englische Kolonie. Im Namen der Freiheit
verliert einer der malayischen Schutzstaaten nach dem anderen seine Selb-
ständigkeit zugunsten Englands. Im Namen der Freiheit sucht es durch
Zerschneidung der deutschen Kabel zu verhindern, daß die Wahrheit in die
Welt dringt. Der englische Ministerpräsident irrt. Seit England sich mit
Rußland und Japan gegen Deutschland verband, hat es in einer in der Ge-
schichte der Welt einzig dastehenden Verblendung die Zivilisation verraten
und die Sache der Freiheit der europäischen Völker und Staaten dem
deutschen Schwert zur Wahrung übertragen.
gez. Bethmann Hollweg.
Reiche Siegesbeute im Osten. — Günstige Kriegslage im Westen.
Amtlich. (W.T.B.) 13. September. Auf dem westlichen Kriegsschau-
platz haben die Operationen, über die Einzelheiten noch nicht veröffentlicht
werden können, zu einer neuen Schlacht geführt, die günstig steht. Die vom
Feinde mit allen Mitteln verbreiteten, für uns ungünstigen Nachrichten
sind falsch.