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Vas bayerische Heer ist heute mit dem Beginn der Mobilisterung
unter Deinen Befehl als Bundesfeldherr getreten. Schon in Friedens-
zeiten in dem Geist erzogen, der die deutschen Truppen vor 44 Jahren
zum Siege geführt hat, wird das bayerische Heer sich des Vertrauens
würdig erweisen, das ganz Deutschland in seine Kriegstüchtigkeit setzt.
Nie ist das Deutsche Reich vor einer ernsteren Entscheidung gestanden,
als in dieser Stunde, in der seine Fürsten und Volk wie ein Mann
aufstehen, um seine Ehre, seine Stellung, seine Zukunft gegen mächtige
Feinde zu verteidigen. Nie aber wird die unerschütterliche Treue, in
der die Deutschen zusammenstehen, sich überwältigender offenbaren, als
in dem Kampfe, der uns aufgezwungen wird. Das Vertrauen auf
Gott und seine Gerechtigkeit wird unsere Heere stärken: in dem Bewußt-
sein ihrer Geschlossenheit, ihrer eisernen Manneszucht, ihres ernsten
Mutes werden sie, wenn es zum Krieg kommen sollte, den Kampf für
das teure gemeinsame Vaterland, für den Ruhm und die Würde des
deutschen Namens mit Ehren bestehen. In dieser Erwartung heiße ich
Bayerns Söhne sich um ihre Fahnen scharen und bitte Gott, er möge,
wenn der Kampf entbrennt, den deutschen Waffen den Sieg verleihen.
König Ludwig an seine Bayern.
München, 2. August.
Der König hat an das Heer nachstehendes Manifest erlassen:
„An mein Heer!
Alle Versuche, den Frieden in Ehren zu wahren, haben unsere Nach-
barn zuschanden gemacht. Die Ehre des Reiches, das Schicksal des
Vaterlandes steht auf dem Spiel und zwingen uns das Schwert in die
Hand. Unter dem Oberbefehl unseres erhabenen geliebten Bundesfeld-
herrn, des Deutschen Kaisers, wird auch die schon in manch schweren
Tagen erprobte bayerische Armee ihren Mann stellen, ihrex in ernster
Friedensarbeit gestählten Kraft bewußt, ein würdiges Elied unseres
großen deutschen Heeres, würdig der Opfer ihrer Väter. Mit diesem
Bewußtsein sende ich meine brave Armee ins Feld. Vertrauend auf
den allmächtigen Gott, der unsere gerechte Sache schirmen wird, erflehe
ich seinen Segen für Bayerns und des deutschen Heeres Fahnen.
Gegeben München, den 1. August 1914. Ludwig.“
150 franzöfische Brieftauben beschlagnahmt.
Lörrach in Baden, 2. August, 10 Uhr abends.
Heute früh ein Uhr wurde in Muttenz bei Basel ein ehemaliger
französischer Offizier wegen Brieftaubeneinfuhr verhaftet. 150 Brief-
tauben wurden beschlagnahmt. Der Verhaftete wurde dem Gefäng-
nis Liesthal überwiesen. Auch in diesem Falle hat sich die Beobachtung
verdächtiger Elemente zum Besten der Sache wieder glänzend bewährt.
Paris, 2. August, nachmittags 5 Uhr.
Die Mobilisierung der gesamten französischen Streitkräfte ist an-
geordnet. 6 #
Kriegstrauung des Prinzen Oskar. 2. August.
Heute abend 7 Uhr wurde im Königlichen Schlosse Bellevue mit Ge-
nehmigung Ihrer Majestäten die Vermählung des Prinzen Oskar von