Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

— 328 — 
und tüchtig in ihrem Beruf und freundliche Pfleger. Mit einem Wort, 
man sieht, daß in Deutschland alles in menschenfreundlichster und groß- 
zügigster Weise eingerichtet ist. Zögere nicht, den Inhalt dieser Karte öffent- 
lich zu verbreiten, damit man, was in unseren Kräften steht, bei uns an 
den deutschen Gefangenen vergelten kann, was hier an uns geschieht, denn 
auch sie haben doch nur ihre Pflicht und Schuldigkeit getan wie wir allel 
Zeige diesen Brief Vater. Mit 1000 K. usw. R. L. 
Ein englischer Soldat, der nur mehr mit der Interpunktion auf Kriegs- 
fuß steht, schreibt aus der Gefangenschaft nach Haus: 
Meine liebe Frau! Etben einige Zeilen, damit du weißt, daß es mir 
Gott sei Dank gut geht ich hoffe daß du diese Postkarte erhältst aber obwohl 
ich sie absende bin ich sehr zweifelhaft über ihr endgültiges Schichsal bei 
meinem ersten Kampf wurde ich verwundet und fiel in die Hände des 
Feindes so bin ich jetzt ein Gefangener und erwarte es so lange zu sein bis 
der Krieg vorbei ist aber man ist sehr gut zu uns man behandelt uns 
sehr sorgfältig und tut alles was man kann für unsere Bequemlichkeit er- 
warte keine Postkarten mehr da ich keine mehr schreibe Küsse für Michael 
und beste Grüße an dich Tom. (Tägl. Rundschau, 15. Sept.) 
  
Eine Abordnung bei General Gallieni. 
Mailand, 14. September. Secolo läßt sich aus Paris über 
Bordeaux melden: Die Führer des Arbeitersyndikats habei bei der Mili- 
tärbehörde um einen Empfang nachgesucht, der ihnen auch am letzten 
Donnerstag bewilligt worden ist. Sie unterbreitkten dem General Gallieni 
die Bitte des Arbeitersyndikats um Abwendung eines großen Unglücks für 
die Zweimillionenbevölkerung Paris' im Falle eines weiteren Vordringens 
der Deutschen. Ihr Ersuchen gipfelte in der Schlußforderung einer Nicht- 
verteidigung Paris' und Erklärung Paris zur offenen Stadt. Der General 
erwiderte der Deputation, daß für ihre Bitte nicht er, sondern die Regierung 
in Bordeaux zuständig sei, deren Befehle er lediglich durchführe. Der 
General warnte jedoch vor Kundgebungen der Syndikalisten in der Pariser 
Arbeiterschaft, für den Fall, daß die Regierung auf ihren Befehl der Ver- 
teidigung Paris'“ bestehen bleibe. Der Deputation wurden auf ihrem Wege 
von und zur Präfektur stürmische Kundgebungen des niederen Volkes 
bereitet. (Nat.-Ztg.) 
Ein englischer Gesandter als Verleumder der deutschen Truppen. 
Die „Nordd. Allg. Ztg.“ vom 15. September berichtet halbamtlich: 
Ein Telegramm aus dem Haag meldet, die dortige englische Gesandt- 
schaft habe der holländischen Presse mitgeteilt, daß die deutschen Truppen 
vollkommen demoralisiert seien. Sie plünderten alle französischen Ort- 
schaften, die sie erreichten, und sie betränken sich. 
Die holländischen Zeitungen, deren Vertreter Gelegenheit haben, sich 
aus eigener Anschauung ein Urteil über die Haltung der deutschen Truppen 
zu bilden, werden durch diese Täuschungsversuche eines englischen Diplo- 
maten nicht irregeführt werden. Wir legen aber Verwahrung dagegen ein, 
daß der Gesandte einer gegen Deutschland Krieg führenden Macht seine 
völkerrechtliche Immunität in der Hauptstadt eines neutralen Landes miß- 
braucht, um gegen das deutsche Heer Schmähungen zu verbreiten.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.