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Die Grodnoer Reservearmee — 22. Armeekorps, Rest des 6. Armee-
korps, Teile des dritten sibirischen Armeekorps — haben in besonderem
Gefecht bei Lyck schwer gelitten. — Der Feind hat starke Verluste an
Toten und Verwundeten; die Zahl der Gefangenen steigert sich. Die
Kriegsbeute ist außerordentlich. Bei der Frontbreite der Armee von
über hundert Kilometern, den ungeheuren Marschleistungen von zum
Teil 150 Kilometern in vier Tagen, bei den sich auf dieser ganzen Front
und Tiefe abspielenden Kämpfen, kann ich den vollen Umfang noch nicht
melden. Einige unserer Verbände sind scharf ins Gefecht gekommen. Die
Verluste sind aber doch nur gering. Die Armee war siegreich auf der
ganzen Linie gegen einen hartnäckig kämpfenden, aber schließlich fliehen-
den Feind. Die Armee ist stolz darauf, daß ein Kaiserlicher Prinz in
ihren Reihen gekämpft und geblutet hat. v. Hindenburg.
Der König von Bayern an sein Heer.
W.T. B. München, 14. Sept. (Drahtb.) Die „Korrespondenz
Hoffmann“ meldet: Ein von Seiner Moajestät dem König am 11. Sep-
tember Seiner Königlichen Hoheit dem Kronprinzen von Bayern über-
gebener Tagesbefehl wird vom Kriegsministerium mitgeteilt:
Tagesbefehl.
Meine braven Bayern!
Voll Stolz und Freude über das heldenmütige Verhalten Meiner
Truppen bin Ich auf den Kriegsschauplatz geeilt, um allen An-
gehörigen Meiner Armee, den sämtlichen Generälen, Offizieren, Unter-
offizieren und Mannschaften Meine volle und uneingeschränkte An-
erkennung und Meinen Königlichen Dank auszusprechen.
Soldaten! Eure Taten verdienen, den besten kriegerischen
Leistungen unserer Vorfahren an die Seite gestellt zu werden und ge-
reichen Euch zum unvergänglichen Ruhme. Viele und große Erfolge
sind bereits errungen. Aber es werden noch schwere Kämpfe erforder-
lich sein, bis unsere Feinde, die frevelhaft uns angegriffen haben,
niedergekämpft sind.
Ich hege das feste Vertrauen zu Euch allen, daß Ihr in uner-
schütterlicher Treue und Tapferkeit aushalten werdet bis zum sieg-
reichen Ende des Krieges.
Soldaten! Meine besten Segenswünsche begleiten Euch. Gott der
Allmächtige möge den Sieg dauernd an unsere Fahnen heften. Dies
ist Mein tägliches, heißes Gebet in dieser großen, aber für uns alle
schweren Zeit.
Gegeben in Lothringen, am 11. September 1914.
gez. Ludwig.
Rußland gibt seine Niederlage in Ostpreußen zu.
Rotterdam,, 14. September. Eine amtliche Mitteilung aus
Petersburg gibt den Rückzug der Russen in Ostpreußen zu. Sie besagt
solgendes: Am 10. September wurde eine überwältigende Bewegung
deutscher Truppen gegen den linken Flügel der Armee des Generals
Rennenkampf bekannt. Diese Bewegung nötigte die Russen, sich zurück-
zuziehen. Am nächsten Morgen unternahmen die Russen zur Aufhaltung