Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

hergestellt und von unsern Soldaten verwendet worden seien. Diese Ver- 
leumdung ist nur ein verwegener Versuch, die Rollen zu vertauschen. 
Seit Beginn des Krieges verwendet Deutschland Dum-Dum-GCeschosse. 
Es hat täglich Verletzungen des Völkerrechts begangen. Seit dem 
18. August hatten wir zu wiederholten Malen Anlaß, Ew. Exzellenz 
sowie den Signatarmächten der Haager Konvention Attentate mitzu- 
teilen. Deutschland, das um unsere Proteste wußte, sucht Sie nunmehr 
auf eine falsche Spur zu leiten und greift nach lügenhaften Vorwänden, 
um neue Barbareien begehen zu können. Im Namen des mißachteten 
Rechtes und der beleidigten Zivilisation sende ich Ew. Exzellenz meinen 
entrüsteten Protest zu. Gezeichnet: Raymond Poincaré.“ 
Herrn Poincarés Behauptung, Deutschland verwende seit dem Be- 
ginn des Krieges Dum-Dum-eschosse, ist wohl die schamloseste Ver- 
leumdung, die sich unsere Feinde bisher geleistet haben. (Nat.-Ztg. 218, 
17. September.) « 
Der Sieg an den masurischen Seen. 
Durch einen zweiten amtlichen Bericht gibt die russische Regierung 
ihre Niederlage an den masurischen Seen in folgender Lesart wieder: 
Vom 28. August bis 7. September trafen fortwährend deutsche Ver- 
stärkungen im Gebiet der masurischen Seen ein. Es wurde darauf eine 
Offensive in jenem Gebiet unternommen, in dem die Deutschen gut Be- 
scheid wissen. Es besteht aus einer Reihe von Durchgängen zwischen Seen 
und Wäldern. Die Deutschen schoben ihren rechten Flügel nach vorn und 
entwickelten eine große Truppenmacht über die Front Neidenburg—Gol- 
dap—Suwalky, eine Aktion, die die Truppen des Generals Rennen- 
kampf in eine ernste Lage zu versetzen drohte. Der Vorstoß stieß an den 
Flügeln auf Widerstand unserer Deckungstruppen, welche die Deutschen 
mit Selbstverleugnung bis zum 14. September aufhielten. Darauf sind 
die russischen Truppen nach für den Feind verlustreichen Kämpfen in 
voller Stärke aus einer schwierigen Lage entkommen; sie besetzten Stel- 
lungen, um später die Operationen wiederaufzunehmen. (Post, 16. Sept.) 
Japan und England. 
Das Amsterdamer Allgemeen Handelsblatt gibt bekannt: 
„Japan bestätigte offiziell der chinesischen Regierung den Ausbruch 
einer Revolution in Indien. Japan, um militärischen Beistand gegen 
Indien ersucht, hat Hilfe zugesagt, aber unter schweren Bedingungen: 
Freie Einwanderung in den britischen Besitzungen am Stillen Ozean, 
eine Anleihe von 200 Millionen Dollar und freie Hand in China. Eng- 
land hat diese Bedingungen angenommen.“ (Germania, 16. Sept.) 
Ein kurzer Traum. 
Die bewegten Franzosentage in Kaysersberg, dem hübschen, alten 
Städtlein, in dem der berühmte Kanzelredner Geiler seine Jugend ver- 
lebte, knapp drei Wegstunden von Kolmar im gleichnamigen Tale ge- 
legen, schildert im „Els. Kurier“ ein Augenzeuge folgendermaßen: 
21. August. Die französischen Alpenjäger rücken in die Stadt ein 
unter den Klängen der Clairons. Der Offizier proklamierte in der 
Hauptstraße, daß er von K. Besitz ergreife im Namen der französischen 
Republik. Eine deutsche Fahne wird vor dem Rathaus verbrannt; im 
Rathaus wird die Kaiserbüste zerschlagen. Der Bürgermeister wird als 
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