Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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müssen. Wir setzen diesem Gaukelspiel die Erklärung entgegen, daß unser 
deutsches Volk in dem ihm ruchlos aufgezwungenen Kampf die Waffen 
nicht eher niederlegen wird, bis die für seine Zukunft in der Welt er- 
forderlichen Sicherheiten erstritten sind. « 
Das deutsche Volk wird der „Norddeutschen“, dem Organ der Re- 
gierung, Dank dafür wissen, daß sie in seinem Namen in dieser Stunde 
diese geharnischte Erklärung abgibt, an der sich schlechterdings nichts 
drehen und nichts deuteln läßt. Wir haben keinen Krieg gewollt. Nun 
aber, da man ihn uns aufgezwungen hat, wollen wir nichts von einem 
Frieden hören, der nicht Ruhe und Sicherheit und unzweideutige Klar- 
heit aller Verhältnisse für uns und die Welt, und der nicht volle Genug- 
tuung für uns und Ersatz der uns abgenötigten Opfer bedeutete. Vor 
allem könnte das deutsche Volk nichts tödlicher beleidigen, als irgendeins 
Zumutung, jetzt nicht ein für allemal mit der englischen Wegelagerer- 
und Seeräuberpolitik gründlich abzurechnen und aufzuräumen. 
Die Wunder des „Figaro“. 
Der „Figaro“ vom 31. August bringt einen Artikel mit der Ueher- 
schrift „Mitten unter Wundern“ (En plein miracle), der es verdient, 
selbst in dieser Zeit es verdient, niedriger gehängt und dem Gedächtnis 
der Schande aufbewahrt zu werden. Wir geben den Artikel deshalb hier 
in treuer Uebersetzung mit ein paar ganz unwesentlichen Kürzungen. 
Er lautet: 
„Ist es nicht wunderbar, wie sich das Uebernatürliche in unsere An- 
strengungen mischt? Der verehrte Herr Michel erscheint zwar nicht, aber 
man fühlt den Flügelschlag seiner Kohorten und möchte mit Joad aus- 
rufen: „Und wann gab es Zeiten, fruchtbarer an Wundern?“ — 
Seollen wir nochmal an all die Ereignisse dieses Augustmonats er- 
innern: 
Die moralische Auferstehung Frankreichs; 
die vollkommenste Seeleneinheit seit Beginn unserer Geschichte; 
ein in Lastern versunkener, unzurechnungsfähiger Gegner; 
die unbedingte Gewißheit des Sieges und der Rache; 
ein unerwarteter (7), herrlicher Verbündeter; 
die beiden edelsten Rassen Europas mit der unseren vereint; 
l# die ganze Menschheit mit uns. 
Ja, zwischen dem Frankreich vom Juli und dem vom August liegt 
ein Abgrund. Im Juli steckten wir in der Politik, in dem Schmutze 
niederer Interessen, in dem Programmklüngel lauter Schreier. Und 
mit einem Schlage sehen wir all die Tugenden unserer Ahnen wieder 
Wakegen unsere Fehler sind in nichts zerstoben. — Das ist nicht mehr 
der Franzose, der das Vaudeville geschaffen — das ist der Kreuzritter, 
der fromme Jüngling des 15. Jahrhunderts, der an die Jungfrau von 
Orleans glaubte. Wir trugen die Maske der Dekadenz, aber das 
Zerrbild wich, und wir können uns wieder bewundernd betrachten: Das 
Antlitz ist schön und es steht uns wohl an, uns, die wir jegliches Gebild 
geschaffen, alle Formen geprägt haben, die wir die Verbreiter der er- 
habenen Lehren des christlichen Zeitalters gewesen sind. 
Jns-
	        
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