Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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die Sie an Ihren treuesten Untertanen verübt, angeschrieben. Viele 
russische Armeekorps haben unsere deutschen Söhne schon vernichtet; 
— noch wenige Wochen, und unser herrliches Heer steht vielleicht vor 
den Toren Ihrer Hauptstadt. Fürchten Sie nichts! Unsere Heerführer 
und der geringste deutsche Soldat, der in Friedenszeiten die Schafe 
hütet, sie schonen die wehrlosen Feinde, und keine Hand wird sich er- 
heben gegen einen Gesalbten. Sie haben nur den „Herrn der Heoer- 
scharen“ zu fürchten, der kein Verbrechen ungeahndet läßt. Mit heißen 
Segenswünschen von Millionen Menschen zog unser geliebter Kaizer 
und Herr gegen die Scharen seiner Feinde, mit Ehrfurcht sehen wir 
auch in Friedenszeiten zu ihm auf. Ein Herrscher, der in Friedenszeiten 
seine Landeskinder von Bestien zerfleischen läßt und in den Krieg 
halb verhungerte, schlecht bewaffnete Soldaten schickt, ein solcher Herr- 
scher und seine Helfershelfer, sie sind im Diesseits und Jenseits — ver- 
flucht, von ihren eigenen Landeskindern verflucht!“ 
(Deutsche Tageszeitung, 47, 17. Sept.) 
Französische Kriegsführung. 
Von einem braunschweigischen Geistlichen wird der „Braunschweiger 
Landeszeitung“ mitgeteilt: 
„Es war bei .„als etwa 80 Mann des . . . Bataillons des 
.. Regiments zu weit in die feindlichen Massen eingedrungen waren 
und dann plötzlich abgeschnitten wurden. Umstellt von allen Seiten, 
sahen sie ein, daß sie sich ergeben mußten. Sie warfen die Waffen fort 
und hielten die Hände hoch. Eine französische Abteilung rückte heran, 
sich ihrer zu bemächtigen, aber statt sie abzuführen, umsprangen sie sie 
mit höhnischem Jubel und schossen ihnen dann aus unmittelbarster Nähe 
ins Gesicht und in die Brust. Entsetzlich war das Geschrei der Ver- 
zweifelten, die sich dem Tode geweiht sahen, entsetzlich das Wimmern der 
Sterbenden, aber keiner von jenen Teufeln, die diese Unglücklichen so 
hinschlachteten, hatte Erbarmen, kein Offizier wurde sich dessen bewußt, 
welche Unmenschlichkeit und welchen gemeinen Frevel gegen das Völker- 
recht man da ausübte. Zwei von der Schar, die weiter rückwärts unter 
den ersten Bäumen einer ganz kleinen Waldung standen, hatten sich 
während dieses furchtbaren Hinmordens ihrer Kameraden in ein Brom- 
beerengestrüpp verkriechen können, ein Feldwebel und ein Unteroffizier, 
aber man durchstöberte das Gebüsch und zog bald die zum Tode Er- 
schrockenen aus dem Dickicht hervor. Mit Entsetzen schrie der Feldwebel 
auf, und im nächsten Augenblick sank er auch schon, zu Tode getroffen, 
nieder. Der Unteroffizier lag neben ihm auf dem Gesicht, ob geschossen, 
ob gestoßen, ob umgesunken, man wußte es so wenig wie er selbst, aber 
einer der Halunken wollte doch sicher sein, daß er tot wäre, und so stach 
er blindlings mit dem Bajonett dreimal in den Körper des am Boden 
Liegenden. Dann floh er mit den übrigen, da die Deutschen näherrückten. 
Nach etwa einer Viertelstunde kroch der noch lebende Unteroffizier 
heraus aus dem Wöldchen an die grausige Mordstätte, wo die Leichen 
seiner Kameraden aufgehäuft lagen, um hier vielleicht gefunden zu wer- 
den. Da wurde das Wäldchen mit heftigem Granatfeuer der Deutschen 
überschüttet und ein Granatsplitter riß dem elend Daliegenden eine große 
Fleischwunde. 
Am Abend wurde er gefunden. Es stellte sich heraus, daß sowohl die
	        
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