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Polemik legt man speziell einem Blatt die Qualifikation bei, als offiziös.
und als Vertretung der Gedanken der Regierung über die gegenwärtige
internationale Lage zu gelten. Die Regierung hat keinerlei offiziöse
Organe und hat niemand autorisiert, sich zum Interpreten ihrer Ab-
sichten und Entschlüsse in der auswärtigen Politik zu machen. Die Re-
ierung, die während der Tagung der Kammern wiederholte feierliche
eweise des Vertrauens des Parlamentes erhalten hat, und die gegen-
wärtig von dem Gefühl beseelt ist, stark zu sein durch die Uebereinstim-
mung mit der großen Moajorität des Landes, ist sich der schweren Ver-
antwortung und der auf ihr lastenden hohen Aufgaben bewußt. Sie
wird diese Aufgaben erledigen, indem sie ihrem Gewissen folgt, und sich
ausschließlich von den italienischen Interessen leiten läßt. (W.T. B.)
Der Kreuzer „Glasgow“ vernichtet?
Die in Buenos Aires erscheinende „La Plata Post“ berichtet in
ihrer Nummer vom 11. August folgendes:
„Dem Hafenpräfekten von Rio meldete der Kapitän des brasilia-
nischen Dampfers „Itaitube“, daß er auf hoher See Rettungsboote,
Wappen und Rettungsgürtel des englischen Kreuzers „Glasgow“ ge-
funden habe. Ferner wurde gemeldet, daß dieses Kriegsschiff am Vor-
mittag auf hoher See Kohlen nahm; bald darauf sei ein zweites Kriegs-
schiff am Horizont erschienen, das der Kapitän für ein englisches gehalten
habe, das aber ein deutsches (die Kriegsflaggen beider Flotten sind aus
der Ferne schwer zu unterscheiden) gewesen zu sein scheint. Eine dritte
gestern abend in Buenos Aires verbreitete Meldung besagt, der „Glas-
gow“ sei bei Punta Atenas auf der Fahrt nach der Westküste gesichtet
worden. Aus diesen Meldungen läßt sich mit vieler Wahrscheinlichkeit
entnehmen, daß ein deutscher Kreuzer das englische Kriegsschiff „Glas-
gow“ in den Grund gebohrt haben wird. Es ist ausgeschlossen, daß der
„Glasgow“ vorgestern bei Rio und gestern bei Punta Arenas gesichtet
worden sein kann. Ein Kriegsschiff, das nur flieht, wirft auch nicht Ret-
tungsboote über Bord.“
Das Kriegsschiff „Glasgow“ ist ein moderner geschützter Kreuzer von
4900 Tonnen Wasserverdrängung und etwa 26 Seemeilen Geschwindig-
keit, das 1909 vom Stapel lief. Der Kreuzer hat eine Besatzung von
376 Mann. („Post“, 445, 18. September.)
Die englische Regierung liefert Dum-Dum-Geschosse!
W.T. B. Berlin, 17. Sept. Einem gefangenen englischen Stabs-
offizier wurde, wie wir aus unbedingt zuverlässiger Quelle erfahren,
kürzlich eines der bei englischen Soldaten gefundenen Dum-Dum-Ee-
schosse gezeigt. Er bestritt nicht, daß derartige Geschosse gebraucht würden,
und meinte, es seien ja nur Explosivgeschosse verboten. Man müsse doch
mit den Patronen schießen, die die Regierung liefere.
„Russische Treue“.
W.T. B. Sofia, 17. September. In Besprechung der Bemühungen
des Dreiverbands, Bulgarien durch Versprechungen zu sich hinüberzuziehen,
#agt „Kambana“: