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Aus Kopenhagen wird gemeldet, daß auch das Ergebnis der schweren
Kämpfe bei Lemberg in Petersburg eine Depression hervorgerufen hat,
da die russischen Operationen nicht den erhofften Erfolg erzielten, son-
dern an dem hartnäckigen Widerstande der österreichisch-ungarischen Ar-
mee gescheitert sind. Der russische Generalstab hat zwar versucht, die Nach-
richt von schweren Verlusten der russischen Armee, sowie der Gefangen-
nahme von vielen Tausenden von russischen Soldaten zu verheimlichen,
doch verbreitet sich die Meldung hiervon trotzdem, und dies hat die Miß-
stimmung noch gesteigert. Die Zahl der in Rußland eingetroffenen Ver-
wundeten ist überaus groß, so daß beispielsweise in Moskau kaum mehr
Platz zur Aufnahme der Verletzten vorhanden ist.
Unsere Luftflotte vor dem Feinde.
Die im Dienste des deutschen Heeres verwendeten Luftschiffe haben
die großen Hoffnungen, die man auf sie gesetzt hat, bisher durchaus er-
füllt. Die unvermeidlichen Beschädigungen, die einzelnen von ihnen auf
ihren gefahrvollen, weiten Fahrten zugestoßen sind, haben in keinem
Falle zum Verlust des Schiffes geführt. Kein Luftschiff ist in Feindes-
hand gefallen. (W.T. B.)
Eünstiger Stand der Schlacht im Westen.
Großes Hauptquartier, 17. September. (W.T.B.)
In der Schlacht zwischen Oise und Maas ist die endgültige Entschei-
dung immer noch nicht gefallen, aber gewisse Anzeichen deuten doch darauf
hin, daß die Widerstandskraft der Gegner zu erlahmen beginnt. Ein mit
großer Bravour unternommener franzöfischer Durchbruchsversuch auf dem
äußersten rechten deutschen Flügel brach ohne besondere Anstrengung un-
serer Truppen schließlich in sich selbst zusammen. Die Mitte der deutschen
Armee gewinnt langsam, aber sicher an Boden. Auf dem rechten Maas-
ufer versuchte Ausfälle aus Verdun wurden mit Leichtigkeit zurückge-
wiesen.
Sieg auf dem rechten deutschen Flügel.
Zusammenbruch feindlicher Angriffe. .
Großes Hauptquartier, 18. September, vormittags.
Zur Ergänzung der Meldung von gestern abend: Das franzüösische
13. und 4. Armeekorps und Teile einer weiteren Division sind gestern
südlich Royon entscheidend geschlagen und haben mehrere Batterien ver-
loren. Feindliche Angriffe gegen verschiedene Stellen der Schlachtfront
sind blutig zusammengebrochen. Ebenso ist ein Vorgehen französischer
Alpenjäger am Vogesenkamm im Breuschtal zurückgewiesen. Bei Erstür-
mung des Chateau Brimont bei Reims sind 2500 Gefangene gemacht
worden. Auch sonst wurden in offener Feldschlacht Gefangene und Ge-
schütze erbeutet, deren Zahl noch nicht zu übersehen ist.
Das Ostheer setzt seine Operationen im Gouvernement Suwalki fort.
Teile gehen auf die Festung Osowiec vor. (W.T. B.)
Auch Oesterreich-Ungarn will keinen schwächlichen Frieden.
W.T. B. Wien, 17. September. (Meldung des Wiener K. K.
Telegr.-Korr.-Bureaus.) Die von der Presse des feindlichen Auslandes
verbreitete Meldung, daß Oesterreich-Ungarn wegen angeblicher Einlei-