Land und Volk. 15
gestanden, bis auch hier der von Westen her wirksame Zug
überwog. Denn die höhere Kultur drang in Deutschland
wesentlich vom Rheine her vor, dem alten Gebiete der
römischen Eroberung und Kultur, das deshalb auch die
Heimat der christlichen Kirche in Deutschland wurde, und
während die bequemste der südnördlichen Straßen, die Elbe,
aus einem Lande kam, das nicht minder barbarisch war,
als das Land nördlich vom Erzgebirge, die westlichste aber,
die Straße aus dem obern Mainlande nach der untern
Elbe (die „Reichsstraße"“), es nur streifte, durchzog ein
uralter Völkerweg, später die „Hohe Straße" genannt, im
Gegensatz zu der „Niedern Straße“ (von Magdeburg durch
die Niederlausitz nach der mittlern Oder), das Flachland in
seiner ganzen Länge von der untern Saale bis zum Queis,
von Thüringen nach Schlesien hinein, die erst jene süd-
nördliche Straße (bei Leipzig) durchschnitt, dann die Elbe
(bei Merkwitz, westlich von Großenhain) überschritt. Erst
später wurde eine zweite, von der Reichsstraße ausgehende
Straße bedeutend, die an der nördlichen Abdachung des
Erzgebirges hinzog und die Elbe bei Dresden erreichte.
Im übrigen ist die historische Grundlage für alle Land-
schaften im Osten der Elbe und Saale dieselbe: auf eine
oberflächliche, halbnomadische und strichweise altgermanische
Besiedlung folgte im 7. Jahrhundert die etwas intensivere,
aber schwerlich viel ausgedehntere durch slawische Stämme,
auf diese die deutsche Rückeroberung und später eine gründ-
liche Germanisierung, die das Land unauflöslich mit dem
Mutterlande verband. Doch hatten die Gebiete zwischen
Saale und Bober dadurch einen Vorsprung vor den nörd-
licheren, daß sie nach der ersten deutschen Eroberung im
10. Jahrhundert der deutschen Herrschaft niemals wieder
verloren gingen wie jene, daß also der deutsche und christ-
liche Einfluß ununterbrochen auf sie wirkte, und daß die Ent-