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Als seit drei Wochen überfällig wird der zum Hilfskreuzer umgewandelte
britische Dampfer „Jakana“ gemeldet.
(Kreuz-Zeitung 447. 19. September.)
Ein neuer Völkerrechtsbruch zur See.
Das in Haugesund stationierte norwegische Schiff „Guideme“ wurde
Donnerstag Morgen auf 55½ Grad nördlicher Breite 4 Grad östlicher
Länge von einem englischen Panzerkreuzer angerannt. Das fast wracke
Schiff schleppte der Kreuzer 22 Meilen östlich, drehte dann plötzlich bei
und ging südöstlich in Kurs weiter, nachdem er das Schlepptau durch-
schnitten hatte. Seinem eigenen Schicksal überlassen, kam das Schiff mit
knapper Not in Haugesund an. Diplomatische Schritte wegen Schaden-
ersatzes werden eingeleitet.
Haugesund liegt an der Südwestküste von Norwegen, nicht weit von
Stavanger. Der. Zusammenstoß erfolgte in der Nordsee nordöstlich der
Doggerbank. (Kreuz-Ztg. 447. 19. September.)
Hoch= und Landesverräiter Blumenthal.
Straßburg i. Ells., 18. September.
Wie das Kriegsgericht Straßburg bekannt gibt, ist gegen den Rechts-
anwalt Justizrat Blumenthal Untersuchung wegen Hochverrats und
Landesverrats eingeleitet und sein Vermögen mit Beschlag belegt worden.
Oesterreich-Ungarn gegen russische Lügen.
(Meldung des Wiener K. K. Tel.-Korr.-Bur.)
Wien, 18. September.
In ausländischen Zeitungen sind neuerdings Meldungen aus russi-
scher Quelle erschienen, die von kolossalen russischen Siegen bezw. Nieder-
lagen unsrer Truppen zu erzählen wußten. So heißt es, daß wir zwei-
hundertfünfzigtausend Tote und Verwundete, hunderttausend Gefangene
und vierhundert Geschütze verloren hätten, daß die ganze österreichisch-
ungarische Armee geschlagen und sogar vernichtet worden sei. Gegenüber
diesen und ähnlichen geradezu phantastischen Lügenmeldungen ist mit
aller Entschiedenheit festzustellen, daß die österreichisch-ungarische Armee,
welche die russische Armee wiederholt besiegt und ununterbrochen
empfindlich geschwächt hat, ganz im Gegenteil nach wie vor schlagfertig
und völlig kampfbereit in starker Stellung in Galizien steht.
Völkerrechtsbrüche Rußlands.
Der „Neuen Gesellschaftl. Korrespondenz“ wird von besonderer Seite
geschrieben:
„In Odessa wurde der österreichisch-ungarische Generalkonsul Paum-
gartner am Tage der Kriegserklärung in seiner Wohnung verhaftet,
trotz seines Protestes wurde das Konsulatsarchiv erbrochen und durch-
wühlt, sodann er selbst und der Vizekonsul als „Spione“ in das Ge-
fängnis abgeführt, ohne daß man ihnen gestattete, sich auch nur mit den
nötigsten Bedürfnissen zu versehen. Der Frau des Generalkonsuls wird
jeder Verkehr mit ihm verweigert. Der Vizekonsul hat einen Selbst-
mordversuch mit dem Rasiermesser verübt, soll sich aber jetzt im Hospital
befinden. Der Vorwurf der Spionage gegen die pflichttreuen österrei-
chischen Konsulatsbeamten ist natürlich eine dreiste Erfindung. Hingegen