Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

dienen. Der Plan sei gewesen, in Frankreich durch die Schweiz einzu- 
dringen und eine Umgehungsbewegung gegen Belfort zu unternehmen, 
dieser Plan sei vereitelt worden durch die rasche Mobilisierung des schwei- 
zerischen Heeres, die in weniger als zwei Stunden ausgeführt worden sei. 
Daß die Schweiz ihre zum Schutz der Neutralität angeordnete Mobil- 
machung aus Besorgnis vor einem deutschen Einmarsch begonnen oder be- 
schleunigt habe, ist eine der französischen Lügenmären, denen die Schweizer 
selbst mit gerechtem Mißtrauen gegenüberstehen. Gerade heute gelangt 
ein neuer Beweis hierfür in unsere Hände. Die hier eingetroffene Zeitung 
„Vaterland“ in Luzern schreibt unter dem 12. September: „Die fort- 
gesetzte Lügenhaftigkeit der Havasmeldungen ist einfach schändlich und muß 
jeden Freund der Wahrheit empören .“ 
Das genügt uns. 
Das einige Oefterreich-Ungarn. 
Wien, 19. September. Amtlich wird verlautbart: Einzelne aus- 
ländische Preßorgane behaupten, in unserem Heere hätten Truppen der 
einen oder anderen Nationalität im Kriege nicht voll entsprochen. Eine 
englische Quelle, die sich auch sonst durch Verbreitung der unsinnigsten Ta- 
tarennachrichten auszeichnet, wußte sogar von einer Meuterei böhmischer 
Regimenter zu berichten. Diesen tendenziösen Entstellungen gegenüber, 
die auf die mancherorts bestehende Unkenntnis der Verhältnisse der Mon- 
archie berechnet sind, muß mit aller Entschiedenheit erklärt werden, daß, 
wie in früheren Zeiten, so auch im gegenwärtigen aufgezwungenen 
Kampfe alle Völker unserer ehrwürdigen Monarchie wie unser Soldaten- 
eid sagt „Gegen jeden Feind“, wer es immer sei, in Tapferkeit wetteifernd 
einmütig zusammenstehen. Ob auf den russisch-galizischen Schlachtfeldern, 
ob auf dem Balkankriegsschauplatze, es kämpfen Deutsche, Madjaren, Nord- 
und Südslawen, Italiener und Rumänen, in treuer Anhänglichkeit an den 
Allerhöchsten Krigesherrn und im Bewußtsein, welch hohe Güter wir 
verteidigen, mit gleich bewundernswürdigem Heldenmut, der unseren 
Truppen selbst die Anerkennung unseres gefährlichsten, numerisch weit 
überlegenen Gegners errungen hat. 
So hat im Norden, um nur ein Beispiel anzuführen, das aus Slo- 
wenen, Kroaten und IStalienern zusammengesetzte Infanterie-Regiment 
Nr. 97 bei Lemberg mit hervorragender Bravour und Zähigkeit gefochten 
und schwere Verluste standhaft ertragen. Wenn noch des Otocsaner In- 
fanterie-Regiments Nr. 79, das sich ebenso wacker im Süden in den 
schweren Kämpfen an der unteren Drina hielt, gedacht wird, so geschieht 
dies nur, um den von serbischer Seite verbreiteten, sehr übertriebenen 
Angaben über die Verluste dieses Truppenkörpers entgegenzutreten. Wäh- 
rend die Serben von 3000 Toten dieses Regiments berichten, beträgt der 
bisherige Gesamtverlust der braven Truppe nach amtlicher Feststellung 
1424 an Toten, Verwundeten und Vermißten. Nachrichten, wie die aus 
russischer Quelle stammende, von 70 000 österreichisch-ungarischen Gefan- 
genen in den Schlachten von Lemberg, bedürfen nach den bisherigen amt- 
lichen Richtigstellungen wohl keines Dementis mehr. 
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: 
v. Hoefer, Generalmajor. 
(Tägl. Rundschau 449, 20. Sept.) 
  
 
	        
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