Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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In meinem Besitz ist auch gegenwärtig ein mir von einem anderen 
Verwundeten geschenktes kleines Dum-Dum-Geschoß, das von ihm am 
9. September bei Vitry aus dem ihm auffallend großen Revolver eines 
gefallenen französischen Offiziers herausgeholt wurde. Dieses Geschoß 
zeigt die gewöhnlichste Form von Dum-Dum-Eeschossen, ist etwa 4 Zmtr. 
hoch, etwa 1½ Zmtr. im Durchmesser, vorn an der Spitze in eine breite 
Form etwa einen halben Zentimeter quer abgestumpft und kraterähnlich 
bis zu einer Tiefe von etwa 1 Ztmr. ausgehöhlt, ist mit Ausnahme der 
Spitze von einer Nickelkapsel umgeben und trägt unten an der Bafis die 
gestempelten Buchstaben „T. E.“, wahrscheinlich die Fabrikmarke, denn 
sie ist sicher Fabrik= und keine Handarbeit. Den letzteren Typus mit einer 
wahrscheinlich mit dem Taschenmesser gemachten Aushöhlung habe ich 
auch gesehen. 
Von Verstümmelungen war ich nicht selbst in der Lage welche zu 
beobachten, es wurde mir aber von einer Reihe von Verwundeten er- 
zählt, sie wüßten Fälle von wahrscheinlich mit einem Messer oder mit 
dem Bajonett ausgestochenen Augen und, in einem von mir genau auf- 
ezeichneten Falle, sogar abgeschnittenen äußeren Genitalien. Diese 
ahrnehmung wurde bei Neuf-Chäteau in Belgien gemacht. Es muß 
noch besonders hervorgehoben werden, daß alle diese braven Soldaten 
aus den verschiedensten Gegenden Deutschlands von einer geradezu be- 
strickenden Glaubwürdigkeit und biederen unerschütterlichen Ehrlichkeit 
waren, die auf mich einen vorzüglichen Eindruck zu machen nicht verfehlt 
hat, obgleich ich durch einen über sechzehnjährigen früheren Aufenthalt 
in Berlin das geistig und moralisch hochstehende deutsche Volk kennen ge- 
lernt habe. Sämtliche Soldaten haben sich auch von selbst dargeboten, 
falls nötig, ihre Angaben durch den Eid zu erhärten. Die Namen der 
von mir hier kurz angegebenen Verwundeten, die Nummer ihres Re- 
giments und die Kompugnie habe ich mir genau notiert und werde mir 
später nach meiner baldigen Heimkehr nach Stockholm erlauben, dieselben 
nicht nur in der Fachpresse, sondern auch in einer dortigen Zeitung, 
„Aftonbladet“, mit näheren Angaben zu veröffentlichen. (Tägl. Rund- 
schau, 451, 21. September.) 
Der Zusammenbruch in Serbien. 
Sofia, 21. September. Hiesige Blätter melden aus Nisch, die Moral 
der serbischen Armee sei vollständig erschüttert. Bisher seien 12 000 Cho- 
lerafälle in der serbischen Armee festgestellt worden und täglich stürben 
zwei“= bis dreihundert. Die staatlichen Banken seien von Valjevo, Gornji- 
Milanowac und Kragujewac nach Nisch übergesiedelt. In einigen Ar- 
tillerieregimentern hätten die Mannschaften gemeutert und die eigenen 
Kanonen zerstört. (Tägl. Rundschau, 451, 21 September.) 
Noch ein englisches Weißbuch über den Kriegsausbruch. 
Die englische Regierung läßt es sich weiterhin ungeheuer angelegen 
sein, so etwas wie einen Nachweis dafür zusammenzukleben, daß Deutsch- 
land diesen Krieg verschuldet und gewollt habe. Wir erwähnten schon 
kurz, daß man zu diesem Zweck auch den gewesenen englischen Bot- 
schafter in Wien, Sir Maurice de Bunsen, bemüht habe, indem man 
einen Bericht von ihm an Herrn Grey als Weißbuch herausgab. Die 
Tendenz dieses Berichtes ist, wie schon festgestellt, die, darzutun, daß es 
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