Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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letzten der ausgebildeten 4 370 000 Reservisten, mit denen es den Krieg 
begann, eingestellt hat, kann es noch gewaltige Mengen gutgeeigneter 
Leute aufbringen, die aus irgendeinem Grunde nicht gedient haben, und 
114 Million solcher Leute sollen sich schon freiwillig gestellt. haben. Auch 
müssen noch fast eine Million Rekruten bei den deutschen Depots stehen. 
Der Bedarf an Menschen, immer mehr Menschen, ist daher bei den ver- 
bündeten Armeen sehr groß. Wir können im Kriege nie zu stark sein, 
und da es alle Anstrengungen der Verbündeten erfordern wird, um 
Deutschland niederzuwerfen, so müssen wir uns auf einen langen Krieg 
gefaßt machen und die Regierung mit allen Mitteln unterstützen, da- 
mit sie ihn führen kann. 
Nach alledem ist es also, wie die „Köln. Ztg." schreibt, kein erbauliches 
Bild, das dieser militärische Sachverständige von den Aussichten der ver- 
bündeten Mächte in diesem Kriege, den seine Regierung vom Zaun ge- 
brochen hat, entwirft. Um etwas hellere Lichter hineinzubringen, ver- 
tröstet er schließlich England darauf, daß die bösen wirtschaftlichen 
Wirkungen, die der Krieg für Deutschland haben müsse, zuhilfe kommen 
würden. Er beruft sich auf den „Vorwärts“, der behauptet habe, es gebe 
Millionen Arbeitslose bei uns, und das Ausbleiben der Rohstoffe werde 
die deutsche Industrie lahmlegen. „Wenn Deutschland sechs Millionen 
Mann unter den Fahnen hat, meint er zu Schluß, „so muß der Krieg es 
täglich 60 Millionen Mark kosten, und der ständige Verlust an Menschen, 
Kriegsmaterial, in Handel und Wirtschaftsleben, von der Ernährung ganz 
zu schweigen, wird in wenigen Monaten seine drückende Wirkung geltend 
machen.“ Das wird unsere Sorge sein. Daß uns noch schwere Zeiten be- 
vorstehen, wissen wir alle, aber das deutsche Volk ist bereit, alle Bitternisse 
auf sich zu nehmen, wenn es ihm nur gelingt, sein nationales Dasein, seine 
nationale Ehre zu retten. Erreichen wir das mit den großen Opfern, die 
uns dieser Krieg auferlegt, so wird sich alles weitere finden. Inzwischen 
kann man der „Times“ Dank wissen, daß sie den Engländern und den 
Männern, die sie in den Krieg hineingezogen haben, einmal mit dürren 
Worten klargemacht hat, daß auch für sie dieser Krieg kein Puppenspiel ist, 
und daß die Leute, die gemeint haben, sie könnten dabei ohne allzu große 
Anstrengung das Fett abschöpfen, die Rechnung ohne den Wirt gemacht 
haben. (Tägl. Rundschau, 452, 22. Sept.) 
Das Gesamtergebnis der Kriegsanleihen. 
isr 20. September. Auf die Kriegsanleihen sind gezeichnet 
worden: 
Mark 1 318 199 800 Reichsschatzanweisungen, 
Mark 1177205.000 Reichsanleihe mit Schuldbucheintragung, 
Mark 1 894 171 200 Reichsanleihe ohne Schuldbucheintragung. 
Zus. Mark 4 389 576 000. 
Mißglückte französische Anleiheversuche. 
Stockholm, 20. September. Ein Londoner Telegramm an 
„Stockholms Dagblad“ teilt mit, daß die französischen Anleiheversuche in 
Amerika endgültig gescheitert sind, da die amerikanische Regierung ihre 
verweigerte. Frankreich soll nun Ersatz in London suchen.
	        
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