Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

werden, ist dieser Tagesbefehl Rennenkampfs nichts Geringeres als eine 
Aufforderung zum Schießen auf Parlamentäre, also zum Völkerrechtsbruch. 
(Tägl. Rundschau, 23. Sept.) 
Der Streifzug des Kreuzers „Emden“. 
Sechs englische Schiffe im Indischen Ozean versenkt. — 
Die Besatzungenin Kalkuttagelandet. 
(Reuters Bureau.) Kalkutta, 21. September. Die Offiziere und 
Mannschaften der von dem deutschen Kreuzer „Emden“ in der Bai von Ben- 
galen versenkten britischen Schiffe sind am Nachmittag hier angekommen. 
Sie äußerten sich anerkennend über die ihnen von den deutschen Offizieren 
erwiesene Höflichkeit. Der Streifzug des Kreuzers „Emden“ begann am 
10. September; an diesem Tage nahm er den Dampfer „Indus“, welcher 
durch Geschützfeuer zum Sinken gebracht wurde, nachdem seine Besatzung auf 
die „Emden" übergeführt war. Als der Kreuzer auf die Höhe der Bai kam, 
fing er alle drahtlosen Nachrichten auf, welche die Abfahrten aus dem Hafen 
meldeten, und kannte infolgedessen die Lage sämtlicher Schiffe in der Bai. 
Am 11. September sichtete die „Emden" den Dampfer „Loo“, übernahm 
seine Besatzung und versenkte ihn. Der Dampfer „Kabinga“ wurde in der 
Nacht zum 12. September genommen und zwei Stunden später ebenso der 
Dampfer „Killin“. Während derselben Nacht wurden drei andere Schiffe 
gesichtet, jedoch nicht verfolgt. Am Mittag des 12. September nahmen die 
Deutschen den Dampfer „Diplomat“, welcher später versenkt wurde. Dann 
wurde der italienische Dampfer „Laruano“ angehalten und untersucht, aber 
am selben Tage wieder freigelassen; er ist letzte Nacht in Kalkutta einge- 
troffen. Auf seinem Rückwege warnte der Dampfer mehrere andere Schiffe, 
welche zurückfuhren und so der Kaperung entgingen. Am 14. September 
nahm die „Emden“ den Dampfer „Tratbock“ und versenkte ihn durch eine 
Mine. Die Besatzungen sämtlicher erbeuteter Schiffe wurden dann an 
Bord eines Fahrzeuges gebracht, das den Befehl erhielt, nach Kalkutta zu 
fahren; zwei deutsche Schiffe begleiteten es bis innerhalb 75 Meilen von 
der Mündung des Hooghly. (Berl. Tageblatt, 23. Sept.) 
Die dänischen Minen und England. 
Französische Preßäußerungen. 
Kopenhagen, 22. September. Der „Figaro“ und der „Temps“ 
beschäftigen sich in Aufsehen erregenden Artikeln mit der Stellung Däne- 
marks. Unter dem Titel „Dänemarks Neutralität“ schreibt der „Figaro“, 
wie die „Berlingste Tidende“ aus Bordeaux meldet: „Bei Ausbruch des 
Krieges legte Dänemark, vielleicht infolge einer etwas übertriebenen Vor- 
sicht, im Sund und im großen und kleinen Belt Minen aus. Es handelte 
dabei, von dem Wunsche ausgehend, seine Neutralität und die Freiheit seiner 
Schiffahrt zu sichern, denn wie gefährlich die Minen auch für Kriegführende 
find, so unschädlich sind sie für die Schiffe, die wissen, wo sie liegen. Mehrere 
internationale Traktate betreffend die Freiheit der Schiffswege scheinen 
jedoch unvereinbar zu sein mit solchen Vorsichtsmaßregeln, und es ist dabei 
nicht unmöglich, daß England eines Tages die Aufmerksamkeit der dänischen 
Regierung auf die ungünstigen Verhältnisse hinlenken wird, in die die 
Alliierten durch die Niederlegung von Minen gelangen können.“ Etwas 
vorsichkiger drückt sich der „Temps“ aus, indem er schreibt: „Die von Däne- 
mark ausgelegten Minen in den drei Wasserstraßen bilden eine Vorsichts- 
 
	        
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